Damit Arbeit nicht krank macht…
Stress im Job gilt gemeinhin als negativ. Oft wird dabei vergessen, dass er auch positive Effekte hat, vorausgesetzt, er übersteigt nicht ein bestimmtes Maß und wird nicht zum Dauerzustand.
Die hauptsächlichen Stressfaktoren im Job sind Leistungsdruck und Termindruck. Kommt es zu psychischen Überlastungsstörungen, wie Burnout oder Depressionen, ist ein besonnenes Reagieren des Arbeitgebers erforderlich.
In diesem Jobratgeber möchten wir Ihnen praxisnahe Tipps geben, was der Chef tun kann, um Situationen zu erkennen, die den Mitarbeitern Schäden zuführen können, welche wiederum zu langen Arbeitsausfällen und geringer Motivation einher gehen können.
Welchen Einfluss hat Stress?
Unter dem Einfluss von Stress beginnt der Körper Hormone auszuschütten, die zur Beschleunigung der Reaktionszeit führen und die Aufmerksamkeit erhöhen. Das sind unwillkürliche (nicht steuerbare) Reaktionen des Körpers, die einst zur Abwehr von Gefahren dienten.
Die schnellere Reaktion und gesteigerte Aufmerksamkeit geht jedoch auf Kosten anderer Körperfunktionen. Dazu zählen unter anderem die Verdauung und das Immunsystem. Wirkt Stress langfristig und kontinuierlich ein, macht er krank. Er kann zum Beispiel die Entstehung von Bluthochdruck oder Diabetes begünstigen.
Auch für das Unternehmen hat Stress negative Folgen. Gestresste Mitarbeiter reagieren gereizt und aggressiv. Das Betriebsklima leidet. Sie neigen eher dazu, Fehler zu machen. Zugleich steigen die Ausfallzeiten, weil gestresste Arbeitnehmer öfter und länger krank werden.
Der Chef ist in der Pflicht
Grundsätzlich stehen Arbeitgeber in der Sorgfaltspflicht. Sie sind verpflichtet, ihre Mitarbeiter gegen Gefahren für ihre körperliche und psychische Gesundheit zu schützen.
Besonders letztere Aufgabe wird immer wichtiger, weil die Zahl psychischer Erkrankungen und durch sie verursachte Ausfallzeiten immer mehr ansteigt. In den letzten 15 Jahren nahm sie um 80 Prozent zu. Mittlerweile verursacht sie jedes Jahr Schäden in Höhe von 6 Milliarden Euro in der Volkswirtschaft, Tendenz weiter steigend.
Die Arbeitsumwelt menschlich gestalten
Durch eine ganze Reihe von Maßnahmen kann der Chef dazu beitragen, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen und dadurch Stress abbauen.
Die Bereitstellung von ansprechenden Pausenräumen und Außenbereichen bewirken entspannte Kommunikationsorte und Möglichkeiten zur Erholung. Die Einrichtung braucht nicht luxuriös zu sein, muss jedoch regelmäßig gewartet und gereinigt werden.
In vielen kleineren Firmen wäre der Betrieb einer Kantine zu teuer. Dort haben sich Automaten für Snacks, Sandwiches sowie Kalt- und Heißgetränke bewährt.
Andere Maßnahmen sind beispielsweise das Aufstellen von Ventilatoren im Sommer. Erfahrungsgemäß ist es besser, wenn die Geräte von der Firma gestellt werden. Sie können dann von den Verantwortlichen regelmäßig überprüft werden.
Ähnliches gilt auch für Kaffeemaschinen und Radios. Gute Chefs stellen bei großer Hitze auch Mineralwasser und Eis kostenlos zur Verfügung.
Diese und ähnliche Maßnahmen verringern zwar den Stress nicht direkt, zeigen der Belegschaft jedoch, dass sich der Chef um ihr Wohlbefinden kümmert. Das wirkt sich positiv auf das Arbeitsklima und die Work-Life Balance der Mitarbeiter aus.
Konstruktive Kritik und Lob
In vielen Unternehmen wird mit Lob und konstruktiver Kritik nicht richtig umgegangen. Wenn es Probleme gibt, wird häufig der betreffende Mitarbeiter regelrecht abgefertigt und für alles verantwortlich gemacht. Läuft umgekehrt alles glatt, gilt das als selbstverständlich.
Wenn sich Fehler und Probleme häufen, liegt es im Interesse des Chefs, die Ursachen zu ergründen, die dahinter stecken. Manchmal sind das große persönliche Probleme, manchmal auch technische Schwierigkeiten oder bisher unentdeckte Mängel.
Kritik muss sein. Schließlich soll der Mitarbeiter wissen, dass er etwas falsch gemacht hat. Sie sollte ihn jedoch nicht herabwürdigen, sondern seine Würde respektieren und Wege zur Lösung des Problems aufzeigen.
Entdeckt der Chef negative Einflüsse im Team (Mobbing, Diskriminierung, Verleumdung, Intrigen) sollte er dem entgegenwirken. Ein Gespräch unter vier Augen mit dem oder den Verantwortlichen kann häufig Schlimmeres verhindern.
Leistet ein Mitarbeiter gute Arbeit, freut er sich sehr über ein Lob vom Chef. Das muss nicht immer gleich eine Prämie sein. Oft tut ein Händedruck und ein von Herzen kommender Dank sogar mehr.
Die Wertschätzung seiner Mitarbeiter kann der Chef auch zum Ausdruck bringen, indem er ihnen zum Geburtstag und anderen erfreulichen Ereignissen persönlich gratuliert. Eine nette, handgeschriebene Glückwunschkarte oder ein kleines Geschenk wirken Wunder. Derartiges muss noch nicht einmal unbedingt von der Geschäftsleitung ausgehen.
Es wirkt viel besser, wenn es vom unmittelbaren Vorgesetzten (Vorarbeiter, Meister, Abteilungsleiter) ausgeht und spontan sowie möglichst schnell erfolgt.
Außerbetriebliche Treffen haben sich auch zur Lösung von Konflikten bewährt. Das muss nicht immer eine offizielle Teambuilding-Veranstaltung sein. Ein Feierabendbier oder Kaffeekränzchen tut es auch.
Immer ein Ohr für die Mitarbeiter
Es bewirkt viel, den Stress im Job abzubauen, wenn die Mitarbeiter wissen, dass sie sich jederzeit an ihren Chef wenden können, wenn sie Probleme haben. Wenn Mitarbeiter das Gespräch mit dem Chef suchen, ist das besser als wenn sie zu einem Personalgespräch einbestellt werden. Es zeugt davon, dass sie ihrem Arbeitgeber vertrauen.
Wenn der Chef selbst unter Stress leidet, kann er auch eine Vertrauensperson damit beauftragen oder mit Vertretern des Betriebsrats oder der Gewerkschaft zusammenarbeiten.
Vielfach lässt sich bei solchen Gelegenheiten auch eine gemeinsame Lösung finden, mit der alle Beteiligten leben können. Davon profitieren beide Seiten. Es verringert den Druck auf die Arbeitnehmer und steigert die Effizienz der Firma.
Zusammenfassung
Ganz ohne Stress geht es im Job nicht ab. Das ist auch gut so, weil Stress in Maßen (nicht in Massen) positive Effekte hat.
Wird er jedoch zu viel oder hält zu lange an, ist der Arbeitgeber im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht sogar dazu verpflichtet, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Häufig tragen gerade die kleinen Gesten dazu bei, die Arbeitsumwelt menschlicher zu gestalten und Stress zu reduzieren. Davon profitieren sowohl Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber.