Positive und negative Eigenschaften im Bewerbungsgespräch
Zum Bewerbungsgespräch gehört auch, seine charakterlichen Stärken und Schwächen zu kennen und sie dem Arbeitgeber erfolgreich zu vermitteln.
Die Bewerbung um eine offene Stelle läuft in mehreren Etappen ab. In der Regel beginnt sie mit der Einsendung der schriftlichen Unterlagen per Post oder E‑Mail. Die Personalabteilung überprüft sie und trifft eine Auswahl. Bewerber, die nicht in Frage kommen, erhalten ihre Unterlagen wieder zurück, falls sie diese per Post geschickt haben (und wenn sie Glück haben).
Sind Sie in die engere Auswahl gekommen, erhalten Sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Es dient dazu, dass sich der Arbeitgeber ein genaues Bild von Ihnen machen kann und so weiß, ob Sie der geeignete Kandidat für die Stelle sind.
Neben den beruflichen Qualifikationen geht es im Vorstellungsgespräch auch um Ihre positiven und negativen Charaktereigenschaften.
Warum will der Personaler im Bewerbungsgespräch das wissen?
Das gehört zu seinem Job. Der Personaler muss wissen, ob Sie für die Tätigkeit geeignet sind. Neben den körperlichen und beruflichen Voraussetzungen spielen auch die Charaktereigenschaften eine Rolle. Die wird umso größer, je mehr Verantwortung eine Position in sich birgt. Wer zum Beispiel mit großen Geldsummen umgeht, sollte ehrlich, gewissenhaft und zuverlässig sein. Wer eine Führungsposition anstrebt, benötigt Menschenkenntnis, Stressresistenz, gute Kommunikationsfähigkeiten und Organisationstalent, während jemand in einem Heilberuf empathisch, kontaktfreudig und kommunikativ sein sollte.
Mit seiner Frage nach den positiven und negativen Eigenschaften verfolgt der Personaler eine mehrdeutige Absicht. Zum einen möchte er von Ihnen die reine Information, zum anderen achtet er jedoch ebenfalls darauf, wie Sie es sagen und wie Sie sich dabei verhalten. Fragen nach den Charaktereigenschaften werden in der Psychologie Stressfragen genannt. Sie setzen den Befragten unter Stress. Durch seine Reaktion verrät er unbewusst, was in ihm vorgeht und ob er die Wahrheit sagt. Personaler sind geübte Psychologen und können die Zeichen deuten.
Was sind Beispiele für positive Charaktereigenschaften?
Fachkompetenz
Dieser positiven Eigenschaft haben Sie es wahrscheinlich zu verdanken, dass Sie überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Im Gespräch sollten Sie dem Personaler nicht nur die beruflichen Qualifikationen aufzählen, sondern Beispiele nennen, an welchen Projekten Sie schon gearbeitet haben und welche Erfahrungen Sie haben.
Verantwortungsbewusstsein
Auch diese Eigenschaft wird im Berufsleben geschätzt. Nicht nur Führungskräfte müssen Verantwortungsbewusstsein zeigen, auch durchschnittliche Arbeitnehmer. Dazu gehört beispielsweise, übertragene Aufgaben sorgfältig und weisungsgemäß zu erledigen.
Teamfähigkeit
An den meisten Arbeitsplätzen sind Teamplayer gefragt, weil mehrere Menschen zusammenarbeiten, um das Arbeitsergebnis zu erzielen. Einer muss sich auf den anderen verlassen können, dass er seine Arbeit gut und zuverlässig macht.
Flexibilität
Damit ist gemeint, dass Arbeitnehmer anpassungsfähig sein sollen. Sie müssen an mehreren Arbeitsplätzen einsetzbar sein und sich schnell an neue Situationen gewöhnen. In der Fertigung werden beispielsweise immer mehr Kleinserien oder Einzelaufträge produziert, so dass Maschinen ständig umgebaut und neu eingestellt werden müssen.
Einsatzbereitschaft
Zeigen Sie, dass Sie im Bedarfsfall bereit sind, mehr als nur die geforderte Leistung zu erbringen. Einsatzbereitschaft zeigt sich zum Beispiel daran, dass Sie bereit sind, Überstunden zu machen oder die Arbeit eines erkrankten Kollegen zu übernehmen.
Die Sache mit den negativen Eigenschaften
Viele Bewerber fürchten im Gespräch die Frage nach ihren negativen Eigenschaften. Dazu besteht aber kein Grund, wenn Sie sich richtig vorbereiten. Denken Sie daran, dass jede Sache zwei Seiten hat.
Wo es Licht gibt, existiert auch Schatten. Wer positive Eigenschaften hat, besitzt auch negative. Wenn Sie diese Frage gut beantworten können, beweisen Sie dem Personaler, dass Sie sich über sich selbst Gedanken gemacht haben und Ihre Stärken und Schwächen kennen. Zu den typischen oder weit verbreiteten negativen Eigenschaften gehören:
- Nervosität in ungewohnten Situationen
- mangelhaftes Durchsetzungsvermögen
- kein guter Orientierungssinn
- mangelnder Ordnungssinn
- manchmal zu direkt
Wie präsentieren Sie Ihre Eigenschaften richtig?
Für beide, positive und negative Eigenschaften, gilt, dass Sie nur solche erwähnen sollten, die Sie auch tatsächlich besitzen. Versuchen Sie niemals, irgendwelche Eigenschaften zu erfinden. Personaler sind geschickte Psychologen. Sie merken sofort, wenn Sie ihnen Lügen auftischen. So manche charakterliche Schwäche mag verzeihlich sein, Lügen sind es nicht. Wenn der Personaler das mitbekommt, wird er das Bewerbungsgespräch so schnell wie möglich beenden.
Die positiven Eigenschaften
Natürlich gibt es viel mehr als die weiter oben genannten Beispiele. Suchen Sie sich 3 oder 4 davon heraus, die für Sie typisch sind und die in möglichst enger Beziehung zu Ihrer beruflichen Tätigkeit stehen. Erwähnen Sie die Eigenschaften nicht einfach nur beim Namen, sondern nennen Sie konkrete Beispiele. Das geht besonders gut bei der Eigenschaft Flexibilität. Sagen Sie, zu welchen Tätigkeiten Sie schon eingesetzt wurden und dass Sie sich dabei bewährt haben.
Die negativen Eigenschaften
In dieser Kategorie gelten umgekehrte Maßstäbe wie bei den positiven Eigenschaften. Sie sollten sich negative Eigenschaften heraussuchen, die Sie zwar tatsächlich besitzen, die aber für den Job nur eine zweitrangige Bedeutung haben. Durch die Wortwahl können Sie die Wichtigkeit der negativen Eigenschaften weiter reduzieren. Dafür eignen sich die Wörter manchmal, ab und zu, gelegentlich oder unter diesen oder jenen Umständen. Sie können beispielsweise sagen, dass Sie unter ungewohnten Umständen nervös werden oder dass Sie nicht gern vor Publikum sprechen.
Was sollten Sie keinesfalls tun?
Versuchen Sie niemals, auf die Fragen witzig zu antworten. Wenn Sie nach Ihren Schwächen gefragt werden und Sie darauf mit dem Wort Frauen/Männer/Schokolade antworten, kommt das garnicht gut an. Der Personaler hat solche Antworten schon zu oft gehört. Ähnliches gilt auch, wenn Sie verkünden, dass Sie zu ehrgeizig sind oder keine Geduld haben. Sagen Sie, dass Sie keine Schwächen haben, geben Sie damit zu, dass Sie sich noch nie mit sich selbst beschäftigt haben.
Fazit: Gute Vorbereitung führt zum Erfolg
Sie können Ihre Nervosität dämpfen und Ihre Erfolgschancen erhöhen, wenn Sie sich gut vorbereiten und sich über mögliche Fragen Gedanken machen. Denken Sie immer daran, dass Personaler auch nur Menschen sind. Die Tatsache, dass Sie ihm gegenübersitzen bedeutet, dass die Firma ein ernstes Interesse an Ihnen hat. Mit ein wenig Anstrengung werden Sie die Klippe Vorstellungsgespräch sicher umschiffen.