Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Das Inter­net hat den All­tag grund­le­gend ver­än­dert. Das betrifft nicht nur das Ein­kau­fen oder die Bank­ge­schäf­te, son­dern auch die Arbeit. Es sind neue Beru­fe ent­stan­den, in denen Sie am Com­pu­ter arbeiten.

Sie erhal­ten Ihre Auf­trä­ge über das Inter­net und lie­fern Sie so nach Fer­tig­stel­lung an die Kun­den aus. Prin­zi­pi­ell ist das an jedem Ort der Welt mög­lich. Sie benö­ti­gen ledig­lich ein Lap­top und Zugang zum Inter­net. Men­schen, die an kei­nem fes­ten Ort arbei­ten, hei­ßen digi­ta­le Nomaden.

Welche Berufe eignen sich dafür?

Alle Beru­fe, die online erle­digt wer­den kön­nen. Eini­ge davon gibt es sogar schon lan­ge vor dem Auf­kom­men des Internets:

  • Schrift­stel­ler
  • Jour­na­lis­ten
  • Repor­ter & Berichterstatter

Ande­re sind neu dazu gekommen:

  • Blog­ger
  • Tex­ter
  • Web­mas­ter
  • Affi­lia­te-Mar­ke­ter
  • Soft­ware-Ent­wick­ler
  • Gra­fik-Desi­gner
  • Betrei­ber von Onlineshops

Die Lis­te wird immer län­ger. Immer mehr klas­si­sche Büro­ar­bei­ten kön­nen online durch­ge­führt wer­den und damit (zumin­dest theo­re­tisch) überall.

Welche Voraussetzungen müssen Sie mitbringen?

Sie müs­sen so gut in der von Ihnen gewähl­ten Tätig­keit sein, dass Sie damit Ihren Lebens­un­ter­halt bestrei­ten kön­nen. Bevor Sie Deutsch­land ver­las­sen, soll­ten Sie erst eini­ge Erfah­run­gen sam­meln. Als digi­ta­ler Noma­de sind Sie auf Ihr per­sön­li­ches Netz­werk ange­wie­sen, um regel­mä­ßig Auf­trä­ge zu bekommen.

Der Auf­bau von Kon­tak­ten (auch online) benö­tigt jedoch viel Zeit. Sie sind auf Dau­er nur erfolg­reich, wenn Sie gut, zuver­läs­sig und pünkt­lich arbei­ten. Die bes­ten Auf­trä­ge erhal­ten Sie auf­grund Ihres guten Rufs. Den müs­sen Sie aber erst aufbauen.

Eine gro­ße Por­ti­on Aus­dau­er und Selbst­ver­trau­en sind auch not­wen­dig. Am Anfang sind die Ein­künf­te nur gering. Es wird immer wie­der Rück­schlä­ge oder Ärger mit Kun­den geben. Das darf Sie nicht entmutigen.

Um Ärger mit den Behör­den zu ver­mei­den, müs­sen Sie sich bei den Behör­den abmel­den, bevor Sie Deutsch­land verlassen.

Technische und andere Voraussetzungen

Sie benö­ti­gen eine Kran­ken­ver­si­che­rung. Weder die GKV noch die PKV gewäh­ren Leis­tun­gen außer­halb der EU. Es gibt diver­se Kran­ken­ver­si­che­run­gen für lang­fris­ti­ge Aus­lands­auf­ent­hal­te. Sie kön­nen mit einer Lauf­zeit bis zu 5 Jah­ren abge­schlos­sen wer­den. Bei Abschluss ist jedoch ein Wohn­sitz in Deutsch­land Vor­aus­set­zung. Die Bei­trä­ge sind nied­ri­ger als bei der PKV. Der Jah­res­bei­trag muss jedoch in der Regel als Ein­mal­be­trag im Vor­aus ent­rich­tet werden.

Sie benö­ti­gen ein Bank­kon­to. Es muss ein Online­kon­to sein, damit Sie von über­all her dar­auf Zugriff haben. Bei digi­ta­len Noma­den ist das Giro­kon­to der DKB beson­ders beliebt. Es ist kos­ten­los und mit der dazu gehö­ri­gen Visa­card kön­nen Sie welt­weit kos­ten­los an Visa-Ban­ko­ma­ten kos­ten­los Geld abhe­ben. Bei einem Geld­ein­gang von min­des­tens 750 EUR/Monat sind Sie Aktiv­kun­de. Bei Ver­lust oder Dieb­stahl Ihrer EC- oder Kre­dit­kar­te sind Sie ver­si­chert. Sie bekom­men auf Anfor­de­rung welt­weit neue Kar­ten per Eil­zu­stel­lung kos­ten­los zugeschickt.

Die tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen sind rela­tiv gering. Sie benö­ti­gen einen Rei­se­ad­ap­ter zum Auf­la­den von Han­dy und Lap­top. Selbst gute Model­le kos­ten nur ein paar Euro. Unver­zicht­bar ist ein mobi­ler Rou­ter. Das ist ein Rou­ter, in den Sie eine loka­le SIM Kar­te ein­le­gen kön­nen. Er stellt eine Ver­bin­dung zum mobi­len Inter­net des ört­li­chen Anbie­ters her und erzeugt in sei­nem Wir­kungs­be­reich Ihr per­sön­li­ches WLAN, in dass Sie sich wie daheim ein­log­gen können.

In Ent­wick­lungs­län­dern ist even­tu­ell auch ein Trink­was­ser­fil­ter emp­feh­lens­wert. Der Fil­ter wird an den Was­ser­hahn geschraubt und ent­fernt Bak­te­ri­en und Pro­to­zo­en (Amö­ben) aus dem Was­ser. Die Kar­tu­schen hal­ten 3 – 6 Mona­te und kön­nen aus­ge­tauscht wer­den. Mit dem Fil­ter genie­ßen Sie sau­be­res Trink­was­ser. Das ist lei­der nicht über­all selbstverständlich.

Welche Länder eignen sich für das Auswandern?

Inner­halb der EU kön­nen Sie in jedem Land arbei­ten und woh­nen. Wegen des ange­neh­men Kli­mas sind süd­li­che Län­der wie Ita­li­en, Spa­ni­en, Grie­chen­land oder Mal­ta sehr beliebt. Auch die Schweiz und Öster­reich ste­hen auf der Lis­te ganz oben. Am bes­ten sind die Kon­di­tio­nen in Por­tu­gal. Dort sind die Lebens­hal­tungs­kos­ten nied­rig, das Kli­ma mild und die Kri­mi­na­li­tät gering. Ein­wan­de­rer erhal­ten Steuervorteile.

Außer­halb Euro­pas sind die Hür­den wesent­lich höher. Um dort leben und arbei­ten zu kön­nen, benö­ti­gen Sie eine Auf­ent­halts- und Arbeits­er­laub­nis. Die ist in den klas­si­schen Ein­wan­de­rungs­län­dern wie den USA, Kana­da, Aus­tra­li­en und Neu­see­land jedoch nur schwer zu bekom­men. Sie müs­sen vor­her inten­siv recher­chie­ren, wel­che Län­der infra­ge kommen.

Die Bestim­mun­gen ändern sich lau­fend. Zur­zeit ist das Aus­wan­dern nach Para­gu­ay und Ekua­dor noch rela­tiv ein­fach. Thai­land hat die Bestim­mun­gen vor kur­zem verschärft.

Vorteile des Auswanderns

Sie arbei­ten an Orten, wo ande­re Leu­te Urlaub machen. Durch den län­ge­ren Auf­ent­halt knüp­fen Sie sozia­le Kon­tak­te zu den Ein­hei­mi­schen und ler­nen Land und Leu­te viel bes­ser ken­nen als Touristen.

In Ihrer Zeit­ein­tei­lung sind Sie frei. Sie kön­nen arbei­ten wann und wo Sie wollen.

Die Nachteile

Sie ver­lie­ren Kon­takt zu Freun­den und Ver­wand­ten. Video­chats und E‑Mails kön­nen per­sön­li­che Begeg­nun­gen nicht erset­zen. Sie müs­sen mit einer frem­den Kul­tur und Spra­che zurecht­kom­men. Sie kön­nen sich nicht dar­auf ver­las­sen, dass die Leu­te in Ihrer Umge­bung Deutsch oder Eng­lisch sprechen.

Sie haben kei­ne sozia­le Absi­che­rung. Wenn Sie nicht arbei­ten, ver­die­nen Sie kein Geld. Auf Bali oder in Para­gu­ay gibt es kein Job­cen­ter, bei dem Sie Geld bean­tra­gen kön­nen. Wenn Sie krank wer­den, müs­sen Sie für die Behand­lung meis­tens in Vor­leis­tung gehen. Das Geld wird von der Aus­lands­kran­ken­ver­si­che­rung erst nach­träg­lich erstattet.

Als digi­ta­ler Noma­de haben Sie es beson­ders schwer, da Sie alle paar Wochen, bes­ten­falls Mona­te, woan­ders sind und sich stän­dig neu ein­le­ben müssen.

Fazit: Sonniger Ausblick mit Stolpersteinen!

Arbei­ten in der Son­ne und am Strand sind mög­lich, aber nicht so ein­fach wie es sich vie­le vor­stel­len. Sie benö­ti­gen Erfah­rung und Selbst­dis­zi­plin. Zudem soll­ten Sie eine gute Gesund­heit besit­zen und zumin­dest Eng­lisch flie­ßend beherrschen.

Sie müs­sen fle­xi­bel sein und dür­fen kei­ne Berüh­rungs­ängs­te mit Men­schen aus ande­ren Kul­tu­ren haben. Sie kön­nen nicht ein­fach irgend­wo leben und arbei­ten, son­dern müs­sen sich an die Geset­ze des Gast­lan­des halten.

Wenn Sie sich in Deutsch­land abge­mel­det haben, sind Sie damit auch aus dem sozia­len Netz ent­las­sen. Sie sind für sich selbst verantwortlich.
Auf der ande­ren Sei­te genie­ßen Sie die Frei­heit und kön­nen Aben­teu­er erle­ben, von denen Büro­men­schen nur träumen.

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