Vertriebsingenieur: Der Marketing-Profi für Spitzentechnologie

Was macht ein Vertriebsingenieur? Voraussetzungen, Kompetenzen und Aufgaben

Ver­triebs­in­ge­nieur ist ein neu ent­stan­de­nes Berufs­bild mit aus­ge­zeich­ne­ten Per­spek­ti­ven. Die Tätig­keit ist inter­es­sant, erfor­dert gutes Fach­wis­sen und Kommunikationsgeschick.

Pro­duk­te der deut­schen Indus­trie sind über­all auf der Welt gefragt. Die Palet­te deut­scher Pro­duk­te ist lang. Sie reicht von Bau- und Druck­ma­schi­nen über Abfüll­an­la­gen für Bier und ande­re Geträn­ke bis hin zu Solar- und Wind­kraft­an­la­gen. Abneh­mer der Pro­duk­te sind Geschäfts­kun­den aus dem In- und Ausland.

Sol­che indus­tri­el­len Anla­gen oder Groß­ma­schi­nen wer­den in der Regel nicht als Stan­dard­pro­dukt vor­pro­du­ziert und als Stück am Markt ver­kauft. Sie wer­den zumin­dest indi­vi­du­ell her­ge­stellt, modi­fi­ziert, nach den Wün­schen des Kun­den ange­passt und nach Maß gefer­tigt. Der Erfolg der deut­schen Indus­trie beruht aber nicht nur auf der Qua­li­tät ihrer Pro­duk­te, son­dern auch auf ihrem guten Kun­den­dienst. Dar­an haben Ver­triebs­in­ge­nieu­re einen wesent­li­chen Anteil.

Welche Aufgaben haben Vertriebsingenieure?

Der Ver­triebs­in­ge­nieur wird von einem Unter­neh­men ange­stellt, um des­sen Pro­duk­te nach außen hin zu ver­tre­ten, vor­zu­stel­len und zu ver­kau­fen. Die Tätig­keit ist in allen Bran­chen der Indus­trie zu fin­den, die ihre Erzeug­nis­se an ande­re kom­mer­zi­el­le Kun­den ver­kauft. Ver­triebs­in­ge­nieu­re fin­det man prak­tisch über­all, sei es im Che­mie­an­la­gen­bau, im Fahr­zeug­bau oder in der Medi­zin­tech­nik, um nur ein paar Bei­spie­le zu nennen.

Sei­ne Auf­ga­be besteht dar­in, die Pro­duk­te sei­nes Unter­neh­mens zu ver­kau­fen. Hier­un­ter fal­len in der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit auch ver­mehrt Auf­ga­ben, Pro­duk­te aus dem Dienst­leis­tungs­be­reich an Kun­den zu ver­mit­teln. Hier­bei wird auf das fach­li­che Know­how des Ver­triebs­in­ge­nieurs gesetzt, um kom­ple­xe Dienst­leis­tungs­the­men mit Kun­den zu bespre­chen und die Dienst­leis­tung im Anschluss zu verkaufen.

Das ist jedoch bei wei­tem nicht so ein­fach wie es sich anhört. Es han­delt sich viel­mehr um einen über­grei­fen­den Pro­zess, in dem der Ver­kauf nur ein Teil von meh­re­ren ist. Als Ver­triebs­in­ge­nieur sind Sie bei­spiels­wei­se zustän­dig für:

  • den Erst­kon­takt zum Kunden
  • Erfas­sung der Bedürf­nis­se und indi­vi­du­el­len Wün­sche des Kunden
  • Vor­schlä­ge für tech­ni­sche Lösungen
  • Erstel­lung eines Angebots
  • Beglei­tung der Ent­wick­lung bis hin zur Mon­ta­ge und Inbetriebnahme
  • After-Sales-Ser­vice durch Pla­nung der War­tung und Instandhaltung

Zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt ein Vertriebsingenieur Kenntnisse aus drei unterschiedlichen Bereichen:

  • Tech­nik und Inge­nieurs­wis­sen­schaf­ten, um dem Kun­den Lösun­gen für tech­ni­sche Pro­ble­me  anbie­ten zu können,
  • betriebs­wirt­schaft­li­ches Wis­sen, um bei­spiels­wei­se Preis­kal­ku­la­tio­nen durch­füh­ren zu kön­nen oder wich­ti­ge Bestim­mun­gen des Bau- und Umwelt­rechts zu kennen
  • und natür­lich auch Mar­ke­ting-Fähig­kei­ten, um die Pro­duk­te sei­nes Unter­neh­mens erfolg­reich zu verkaufen.

Als erfolg­rei­cher Ver­triebs­in­ge­nieur müs­sen Sie nicht nur die Pro­duk­te Ihres Unter­neh­mens sehr gut ken­nen, son­dern auch über die Trends auf dem Markt und die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen der Kon­kur­renz infor­miert sein.

Welche Voraussetzungen benötigen Sie für die Tätigkeit?

Die Berufs­be­zeich­nung „Ver­triebs­in­ge­nieur“ ist nicht gesetz­lich geschützt. Die Bezeich­nung „Inge­nieur“ dage­gen schon. Sie dür­fen sich nur Ver­triebs­in­ge­nieur nen­nen, wenn Sie einen Abschluss als Inge­nieur besitzen.

Um in dem Beruf zu arbei­ten, benö­ti­gen Sie den jedoch nicht unbe­dingt. Ohne Inge­nieurs­di­plom ver­wen­den Sie bes­ser die eben­falls all­ge­mein aner­kann­ten eng­li­schen Berufs­be­zeich­nun­gen »Sales Engi­neer« bzw. »Tech­ni­cal Sales Mana­ger« oder »Tech­ni­cal Sales Exe­ku­ti­ve«. Dadurch ver­mei­den Sie juris­ti­sche Probleme.

Zur Arbeit als Vertriebsingenieur benötigen Sie folgende allgemeine Fähigkeiten:

  • Aus­ge­zeich­ne­tes tech­ni­sches Verständnis
  • Kauf­män­ni­sches Denken
  • Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent
  • Anpas­sungs­fä­hig­keit
  • Aus­ge­zeich­ne­te Kommunikationsfähigkeiten
  • Kon­takt­freu­dig­keit
  • Fremd­spra­chen­kennt­nis­se, min­des­tens Englisch

Das Studium als Vertriebsingenieur

Für ein Stu­di­um als Ver­triebs­in­ge­nieur müs­sen Sie natür­lich die Hoch­schul­rei­fe, sprich Abitur, besit­zen. Der Beruf ist noch rela­tiv neu. Daher bie­ten nur weni­ge Hoch­schu­len Stu­di­en­gän­ge als Ver­triebs­in­ge­nieur an.

Die meis­ten Inter­es­sen­ten für den Beruf wäh­len einen Stu­di­en­gang als Inge­nieur oder Wirt­schafts­in­ge­nieur. Belieb­te Stu­di­en­gän­ge sind zum Beispiel:

  • Wirt­schafts­in­ge­nieur Maschi­nen­bau (Tech­ni­scher Vertrieb)
  • Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen Inter­na­tio­na­ler Tech­ni­scher Vertrieb
  • Sales Engi­nee­ring and Pro­duct Management

Das Stu­di­um dau­ert 6- 7 Semes­ter und schließt mit dem aka­de­mi­schen Grad des Bache­lor ab. Alter­na­tiv kön­nen Sie einen Bache­lor in einem belie­bi­gen Inge­nieurs­stu­di­um erwer­ben und anschlie­ßend in wei­te­ren 3 – 4 Semes­tern den Mas­ter im Tech­ni­schen Ver­trieb erwerben.

Auch Quer­ein­stei­ger wie zum Bei­spiel Infor­ma­ti­ker oder Natur­wis­sen­schaft­ler wie Che­mi­ker oder Phy­si­ker kön­nen in dem Beruf arbei­ten. Aller­dings soll­ten sie sich dann im Rah­men von Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men zusätz­li­che Qua­li­fi­ka­tio­nen, beson­ders im Bereich Betriebs­wirt­schafts­leh­re, erwerben.

Arbeitgeber und Einsatzorte

Als Arbeit­ge­ber kom­men Unter­neh­men infra­ge, die hoch­wer­ti­ge Indus­trie­gü­ter her­stel­len. Dazu gehö­ren unter ande­rem der Fahr­zeug- und Maschi­nen­bau, Anla­gen­bau, das Bau­we­sen, Medi­zin­tech­nik, die Elek­tronik­in­dus­trie, Unter­neh­men aus der IT- und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che und andere.

Als Ver­triebs­in­ge­nieur wer­den Sie nur sel­ten in ihrem Büro arbei­ten. Wenn Sie kei­ne Mes­sen und Aus­stel­lun­gen besu­chen oder sich wei­ter­bil­den, suchen Sie Kun­den auf und bera­ten sie. Dazu rei­sen Ver­triebs­in­ge­nieu­re bis in ent­fern­te Regio­nen der Welt und hal­ten sich dort oft­mals eine län­ge­re Zeit auf.

Ihre not­wen­di­gen Büro­tä­tig­kei­ten bear­bei­ten Sie meist Zuhau­se im Home-Office, im Hotel und eher sel­te­ner im eige­nen Büro des Unter­neh­mens. Bei Auf­ent­hal­ten im Unter­neh­men wer­den haupt­säch­lich Ter­mi­ne zur Abstim­mung wahrgenommen.

Die Verdienstmöglichkeiten

Ver­triebs­in­ge­nieur gehört zu den bes­ser bezahl­ten Inge­nieur­be­ru­fen.  Das Ein­stiegs­ge­halt beträgt min­des­tens 3.500 € brut­to monat­lich. Selbst Gehäl­ter mit einem Grund­ge­halt von über 4.500 € monat­lich sind nicht unüb­lich. Mit ein paar Jah­ren Erfah­rung kommt ein Ver­triebs­in­ge­nieur auf durch­schnitt­lich 5.500 €/Monat.

In Spit­zen­po­si­tio­nen sind Stei­ge­rung auf über 100.000 € Brut­to­jah­res­ge­halt mög­lich. Je nach Arbeit­ge­ber wer­den auch Über­stun­den geson­dert ver­gü­tet und Son­der­zah­lun­gen, wie Weih­nachts- und Urlaubs­geld gewährt. Ein wesent­li­cher Gehalts­be­stand­teil von Ver­triebs­in­ge­nieu­ren ist jedoch die Erfolgsbeteiligung.

Ein guter Ver­triebs­in­ge­nieur kann sein Grund­ge­halt, bei vie­len Ver­käu­fen, schnell mehr als ver­dop­peln. Ver­triebs­in­ge­nieu­re, die bei gro­ßen Kon­zer­nen beschäf­tigt sind, ver­die­nen im All­ge­mei­nen mehr als Kol­le­gen in Ver­triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen oder Inge­nieur­bü­ros. In man­chen Fäl­len bie­ten Unter­neh­men auch Frei­be­ruf­lern die Mög­lich­keit, als Ver­trieb­ler die Pro­duk­te zu ver­mark­ten und sich als Gesicht der Mar­ke, in der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Kun­den zu etablieren.

Karrieremöglichkeiten

Der Beruf bie­tet Ihnen sehr gute Per­spek­ti­ven. Wenn Sie sich bewäh­ren und beruf­li­che Erfah­run­gen sam­meln, kön­nen Sie zum Team- oder Pro­jekt­lei­ter beför­dert wer­den. Von dort ist ein Auf­stieg bis zum Lei­ter des tech­ni­schen Ver­triebs mög­lich. In man­chen Unter­neh­men besteht sogar die Chan­ce, Geschäfts­füh­rer zu wer­den oder zum Mit­glied des Vor­stands gewählt werden.

Vertriebsingenieur – ein anspruchsvoller Beruf mit großen Perspektiven

Als Ver­triebs­in­ge­nieur müs­sen Sie mehr leis­ten als ein nor­ma­ler Inge­nieur. Neben dem tech­ni­schen Wis­sen und betriebs­wirt­schaft­li­chen Kennt­nis­sen müs­sen Sie auch gut mit Men­schen aus ande­ren Kul­tu­ren umge­hen kön­nen und das Ver­kau­fen beherrschen.

Ihr Arbeits­platz ist prak­tisch die gan­ze Welt, da Sie mit den Kun­den in per­sön­li­chen Kon­takt ste­hen. Wenn Sie Aben­teu­er lie­ben, trotz­dem eine siche­re Zukunft wol­len, ist der Beruf des Ver­triebs­in­ge­nieurs defi­ni­tiv rich­tig für Sie!

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