Der Tante-Emma-Laden – Auslaufmodell oder Zukunftschance?

Lan­ge wur­den den Tan­te-Emma-Läden der Unter­gang pro­phe­zeit. In der jüngs­ten Zeit erle­ben sie jedoch in der einen oder ande­ren Form eine Renaissance.

Wenn älte­re Men­schen in ihren Erin­ne­run­gen kra­men, ist ab und zu mal vom Tan­te-Emma-Laden die Rede, den es frü­her an der Ecke gab. Die Jün­ge­ren kön­nen sich oft nicht mehr vor­stel­len, was das über­haupt ist.

Die originalen »Tante-Emma-Läden« und was aus ihnen wurde

Das waren klei­ne Ein­zel­han­dels­ge­schäf­te, in denen es alles gab, was die Leu­te im All­tag brauch­ten, von Lebens­mit­teln über Zei­tun­gen bis hin zu Bat­te­rien, Ker­zen und Glüh­lam­pen. Sie waren meist klein und wur­den vom Inha­ber per­sön­lich geführt (der besag­ten Tan­te Emma). Per­so­nal gab es kaum.

Die Kun­den kamen aus der Nach­bar­schaft und kann­ten den Inha­ber per­sön­lich. Zur Not konn­te man im Tan­te-Emma-Laden auch mal einen Ein­kauf anschrei­ben las­sen. Kin­der beka­men beim Ein­kauf immer ein Stück Wurst oder ein Bon­bon. Vie­le Älte­re den­ken noch heu­te weh­mü­tig an die Zeit zurück, in der es noch eine per­sön­li­che Bezie­hung zwi­schen Ver­käu­fer und Kun­den gab.

Das Ende der Tan­te-Emma-Läden wur­de 1974 mit der Auf­he­bung der Preis­bin­dung ein­ge­lei­tet. In jener Zeit kamen die Dis­coun­ter auf, die von Anfang an auf Effi­zi­enz getrimmt waren und viel mehr Geld für Mar­ke­ting aus­ge­ben konn­ten. Die Kun­den ström­ten wegen der güns­ti­gen Prei­se zum Discounter.

Die Inha­ber der Tan­te-Emma-Läden gaben ent­we­der auf oder fan­den kei­ne Nach­fol­ger, wenn sie sich zur Ruhe setz­ten. Dadurch ver­schwan­den sie nach und nach von der Bildfläche.

Das Comeback der kleinen Läden

Obwohl bereits mehr­fach ihr Aus­ster­ben vor­her­ge­sagt wur­de, gibt es neu­er­dings wie­der mehr klei­ne Ein­zel­han­dels­ge­schäf­te. Als Bei­spie­le sind hier die Dorflä­den zu nen­nen, die in ver­schie­de­nen Gemein­den ent­stan­den sind oder auch die Spe­zia­li­tä­ten­ge­schäf­te in gro­ßen Städten.

Dorfläden

Vie­le Dör­fer und Klein­städ­te sind zu rei­nen Wohn­sied­lun­gen gewor­den. Dort gibt es über­haupt kei­ne Infra­struk­tur mehr, weder Geschäf­te noch die Dorf­knei­pe noch eine Bank. All dies ist im nächs­ten grö­ße­ren Ort. Gleich­zei­tig nimmt das Durch­schnitts­al­ter der Bevöl­ke­rung ste­tig zu. Hohes Alter bedeu­tet jedoch oft auch ein­ge­schränk­te Mobi­li­tät. Vie­le Senio­ren kön­nen nicht mehr Auto fah­ren. Auf dem Land ist es oft auch schlecht um den ÖPNV bestellt, was die Lage zusätz­lich ver­schlim­mert. Da ist so ein Dorf­la­den hoch will­kom­men, zumal wenn er nicht nur Lebens­mit­tel ver­kauft, son­dern es dort auch eine Post­stel­le oder einen Bank­schal­ter gibt.

Bio-Läden

Der Hype um vega­ne und Bio-Lebens­mit­tel scheint unge­bro­chen. In nahe­zu allen Städ­ten fin­det man Läden, die bio­lo­gisch her­ge­stell­te Waren anbie­ten. Haupt­säch­lich han­delt es sich in dem Sor­ti­ment um Obst, Gemü­se, Tee, Kaf­fee, Säf­te und diver­se Bio-Lebens­mit­tel. Man fin­det dort auch natür­li­che Pro­duk­te zur Kör­per­pfle­ge und fri­sche Backwaren.

Spezialgeschäfte

Spe­zi­al­ge­schäf­te haben in gro­ßen Städ­ten eine Zukunft. Es sind Ein­zel­han­dels­ge­schäf­te, die sich auf bestimm­te Kun­den spe­zia­li­siert haben. Dabei han­delt es sich um Mit­bür­ger mit aus­län­di­schen Hin­ter­grund, von denen vie­le in Groß­städ­ten woh­nen. Des­we­gen ent­ste­hen dort immer mehr Läden mit tür­ki­schen, rus­si­schen, afri­ka­ni­schen, ara­bi­schen oder asia­ti­schen Lebens­mit­teln und Pro­duk­ten. Migran­ten stel­len einen wach­sen­den Markt dar, der sowohl von den Dis­coun­tern, als auch dem Online­han­del fast völ­lig igno­riert wird. Dazu kommt, dass die­se Men­schen sowie­so viel Wert auf per­sön­li­che Kon­tak­te legen und aus ihrer Hei­mat eher klei­ne Geschäf­te gewohnt sind.

Sonderfall Spätkauf

Die soge­nann­ten Spä­tis sind vor allem aus Ber­lin und dem Ruhr­ge­biet bekannt. Es gibt sie aber auch in ande­ren Groß­städ­ten. Sie bie­ten Waren für den all­täg­li­chen Bedarf an und ver­sor­gen meis­tens Kun­den aus der nähe­ren Umge­bung. Ihr Vor­teil im Wett­be­werb mit den Dis­coun­tern sind ihre lan­gen Öff­nungs­zei­ten. Das Pro­blem besteht jedoch dar­in, dass Laden­öff­nungs­zei­ten von den Län­dern gere­gelt wer­den. Wäh­rend eini­ge Bun­des­län­der libe­ral sind und es Geschäf­ten erlau­ben, lan­ge zu öff­nen, sind ande­re, bei­spiels­wei­se Bay­ern, sehr strikt. Dort haben Spä­tis kei­ne Chance.

Ist ein kleiner Laden ein gutes Geschäftsmodell?

Das kommt ganz auf die Umstän­de an. Für man­che Selbst­stän­di­ge kann das Kon­zept auf­ge­hen, für ande­re nicht. Mit dem eige­nen Laden Geld zu ver­die­nen ist nicht ein­fach. Es sind vie­le Din­ge zu beachten:

  • Sie benö­ti­gen geeig­ne­te Räumlichkeiten
  • Das Geschäft muss sich in einer guten Lage befinden
  • Zur Ein­rich­tung sind grö­ße­re Inves­ti­tio­nen erforderlich
  • Die gesetz­li­chen Auf­la­gen in Bezug auf Hygie­ne und Brand­schutz sind streng
  • Die Gewinn­span­nen im Ein­zel­han­del sind gering, da ein star­ker Wett­be­werb herrscht

Der Tante-Emma-Laden – Top oder Flop?

Wenn Sie mit dem Gedan­ken spie­len, sich mit einem eige­nen Laden selbst­stän­dig zu machen, soll­ten Sie vor­her gründ­lich recher­chie­ren. Suchen Sie nach geeig­ne­ten Objek­ten und fra­gen Sie in der Nach­bar­schaft, ob ein Bedarf für Ihr Ange­bot besteht.

Idea­ler­wei­se soll­ten Sie bereits Erfah­rung im Ein­zel­han­del haben und Ihre zukünf­ti­gen Kun­den gut ken­nen. Für die Rea­li­sie­rung des Geschäfts­mo­dells benö­ti­gen Sie erheb­li­che finan­zi­el­le Mittel.

Ein Tan­te-Emma-Laden kann eine gute Geschäfts­idee sein, aller­dings sind die Lage des Geschäf­tes, das Sor­ti­ment sowie Kli­en­tel und das Cha­ris­ma der Ver­käu­fe­rin­nen maß­geb­lich am geschäft­li­chen Erfolg ausschlaggebend.

Weiterführende Links:

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein