Stuckateur – Altes Handwerk mit neuen Aufgaben

Im Mit­tel­al­ter ver­zier­ten Stu­cka­teu­re die Decken von Kir­chen­schif­fen und Sälen. Heu­te sind neue Auf­ga­ben zum tra­di­tio­nel­len Hand­werk dazu gekommen.

Stu­cka­teur ist ein klas­si­scher Beruf des Bau­hand­werks. Je nach Regi­on wer­den Stu­cka­teu­re unter­schied­lich bezeich­net. In Nord­deutsch­land hei­ßen sie auch Put­zer oder auch Ver­put­zer, in Süd­deutsch­land nennt man sie dage­gen ver­mehrt Gipser.

Der Beruf hat sei­nen Namen vom Stuck, einem bis heu­te wich­ti­gen Bau­ele­ment für Stu­cka­teu­re. Als Stuck bezeich­net man plas­ti­sche Aus­for­mun­gen von Mör­tel oder Gips auf einem ver­putz­ten Unter­grund. Bereits aus der Anti­ke sind Res­te von sol­chen Stu­cka­tu­ren erhal­ten geblie­ben. Im Mit­tel­al­ter waren Stuck­ver­zie­run­gen vor allem bei Reprä­sen­ta­ti­ons­bau­ten wie Kir­chen, Fest­sä­len oder Audi­enz­hal­len weitverbreitet.

Bereits aus der Zeit der Renais­sance sind die Namen bedeu­ten­der Stu­cka­teu­re über­lie­fert, die damals ech­te Kunst­wer­ke her­stell­ten. Ihren Höhe­punkt erreich­te die Stu­cka­tur im Roko­ko. Aber auch heu­te ist Stu­cka­teur ein wich­ti­ger Handwerksberuf.

Die Tätigkeiten eines Stuckateurs

Sei­ne Arbeit ist sehr viel­sei­tig. Der Stu­cka­teur beschich­tet eine Viel­zahl unter­schied­li­cher Ober­flä­chen. Dabei benutzt er sowohl klas­si­sche Ver­fah­ren als auch moderns­te Tech­ni­ken. Dabei spielt nach wie vor die Ver­ar­bei­tung von Stuck eine wich­ti­ge Rolle.

Der Stu­cka­teur begut­ach­tet ein Pro­jekt, berät den Kun­den über die bes­ten Optio­nen und fer­tigt den Stuck an. Das kann ent­we­der in der Werk­statt oder auf der Bau­stel­le erfol­gen. Stu­cka­teu­re arbei­ten nicht nur innen, son­dern auch außen.

Neben Ver­put­zen beherr­schen sie eine Rei­he wei­te­rer Tech­ni­ken, zum Bei­spiel den Tro­cken­bau oder die Wär­me­däm­mung. Zu sei­nen Tätig­keits­be­rei­chen gehö­ren so ver­schie­de­ne Gebie­te wie:

  • Stuck­ar­bei­ten
  • Restau­ra­ti­ons­ar­bei­ten
  • Denk­mals­schutz
  • Schall­schutz
  • Wär­me­däm­mung
  • Maler­ar­bei­ten
  • Fas­sa­den­ar­bei­ten und ‑rei­ni­gung
  • Brand­schutz
  • Tro­cken­est­rich
  • Feuch­te­schutz
  • Schim­mel­be­kämp­fung

Stu­cka­teu­re wer­den häu­fig mit Restau­ra­ti­ons­auf­ga­ben bei his­to­ri­schen Bau­wer­ken beauf­tragt. Dabei sind beson­ders viel Erfah­rung, Kunst­ver­ständ­nis und Fin­ger­spit­zen­ge­fühl not­wen­dig. Auf der ande­ren Sei­te erhal­ten Stu­cka­teu­re von Pri­vat­per­so­nen oft wich­ti­ge Auf­ga­ben bei der Sanie­rung von  Altbauten.

Tätig­kei­ten in die­sem Bereich umfas­sen typi­scher­wei­se die Wär­me­däm­mung der Außen­fas­sa­de, Ände­rung der Raum­auf­tei­lung im Innen­be­reich durch das Ein­zie­hen von Tro­cken­wän­den, Inte­gra­ti­on von Licht­quel­len, Schal­tern, Fens­tern und Belüf­tungs­sys­te­men in die Innen­ar­chi­tek­tur und eine lan­ge Rei­he wei­te­rer Aufgaben.

Stu­cka­teur ist bis heu­te ein soge­nann­ter Män­ner­be­ruf. Zwar erleich­tern Maschi­nen die Arbeit, aber ein gro­ßer Teil muss noch immer mit der Hand erle­digt wer­den. In den letz­ten Jah­ren haben sich jedoch auch immer mehr Frau­en in dem Beruf etabliert.

Stu­cka­teu­re arbei­ten größ­ten­teils auf Bau­stel­len. Oft auf Gerüs­ten oder Lei­tern in gro­ßer Höhe. Jede Bau­stel­le und das Team vor Ort ist anders und stellt ihre eige­nen Anfor­de­run­gen. Das macht die Arbeit inter­es­sant und abwechslungsreich.

Voraussetzungen für den Beruf

Für den Zugang zur Berufs­aus­bil­dung ist kein bestimm­ter Schul­ab­schluss vor­ge­schrie­ben. Arbeit­ge­ber erwar­ten jedoch min­des­tens einen Abschluss der Haupt­schu­le. Bewer­ber soll­ten in den Fächern Mathe­ma­tik, Phy­sik und Wer­ken gute Leis­tun­gen vor­wei­sen zu kön­nen. An kör­per­li­chen und cha­rak­ter­li­chen Eigen­schaf­ten sind fol­gen­de Din­ge gefordert:

  • hand­werk­li­ches Geschick
  • sorg­fäl­ti­ges Arbeiten
  • gute Auge-Hand-Koor­di­na­ti­on
  • Schwin­del­frei­heit
  • gute kör­per­li­che Verfassung
  • Sinn für Ästhe­tik und Kunstverständnis

Ausbildung zum Stuckateur

Stu­cka­teur ist ein staat­lich aner­kann­ter Aus­bil­dungs­be­ruf. Die Aus­bil­dung dau­ert 3 Jah­re. Der theo­re­ti­sche Unter­richt fin­det in einer Berufs­schu­le statt, die zur Berufs­übung erfor­der­li­chen hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten erler­nen die Azu­bis in ihrem Aus­bil­dungs­be­trieb. In der Theo­rie wer­den eine Rei­he von Fächern behandelt:

  • All­ge­mein­bil­dung in Fächern wie Deutsch, Wirt­schafts­kun­de und Sozialkunde
  • Ein­rich­ten einer Baustelle
  • Her­stel­lung eines Bau­teils aus Stahlbeton
  • Ein­bau eines Estrichs

Die theo­re­ti­schen Kennt­nis­se wer­den durch prak­ti­sche Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten ergänzt, die der ange­hen­de Stu­cka­teur in sei­nem Aus­bil­dungs­be­trieb lernt:

  • Beur­tei­lung von Putz- und Stuckschäden
  • Maß­nah­men zur Schadensbeseitigung
  • Her­stel­len und Auf­tra­gen von Putzen
  • Auf­bau von Arbeits- und Schutz­ge­rüs­ten, Prü­fung ihrer Sicherheit
  • Set­zen von Wän­den aus Gipskartonplatten
  • Lesen von Bau­zeich­nun­gen und Anfer­ti­gen eige­ner Aufmaßskizzen
  • Zie­hen von Stuck­pro­fi­len vor Ort, Dre­hen von Säulen
  • Arbei­ten mit berufs­spe­zi­fi­schen Maschi­nen und Geräten

Die Aus­bil­dung endet mit dem erfolg­rei­chen Abschluss der Gesellenprüfung.

Beschäftigungsstellen und Einsatzorte von Stuckateuren

Eine grö­ße­re Anzahl von Unter­neh­men und Ein­rich­tun­gen beschäf­ti­gen Stuckateure:

  • Stu­cka­teur­werk­stät­ten
  • Bau­un­ter­neh­men
  • Restau­rie­rungs­werk­stät­ten
  • Ämter für Denkmalspflege
  • Kir­chen­äm­ter

Der Ein­satz erfolgt zum größ­ten Teil auf Bau­stel­len, sowohl in Innen­räu­men als auch im Freien.

Verdienstmöglichkeiten

Im Ver­gleich zu ande­ren Beru­fen wer­den Stu­cka­teu­re rela­tiv gut bezahlt. Die Aus­bil­dungs­ver­gü­tung sieht fol­gen­der­ma­ßen aus:

  • Lehr­jahr: 845 €
  • Lehr­jahr: 1.195 €
  • Lehr­jahr: 1.475 €

Nach der Gesel­len­prü­fung beträgt das Ein­stiegs­ge­halt ab 2.000 €/Monat (Brut­to). Mit wach­sen­der Berufs­er­fah­rung steigt es auf über 3.000 €/Monat.

Karrieremöglichkeiten und Perspektiven

Stu­cka­teur ist ein neu­er Trend­be­ruf, da er vie­le Mög­lich­kei­ten bie­tet. Nach abge­schlos­se­ner Aus­bil­dung kön­nen sich Gesel­len zum Meis­ter qua­li­fi­zie­ren. Dann haben sie die Mög­lich­keit, sich selbst­stän­dig zu machen und selbst Lehr­lin­ge auszubilden.

Mit der Meis­ter­prü­fung in der Tasche kommt auch eine Wei­ter­bil­dung als Restau­ra­teur in Fra­ge. Der Bedarf an Stu­cka­teu­ren wächst, da ihre Haupt­auf­ga­be in der ener­ge­ti­schen Gebäu­de­sa­nie­rung besteht. Bereits jetzt kön­nen längst nicht alle frei­en Lehr­stel­len besetzt werden.

Stuckateur – mehr als nur Decken und Säulen verzieren

Frü­her hat­ten Stu­cka­teu­re haupt­säch­lich deko­ra­ti­ve Auf­ga­ben. Bei den Mäch­ti­gen und Rei­chen der Zeit waren sie gefrag­te Spe­zia­lis­ten. Das sind Stu­cka­teu­re auch heu­te noch, aller­dings haben sich ihre Auf­ga­ben erheb­lich erweitert.

Mit Ver­zie­run­gen und künst­le­ri­scher Gestal­tung von Decken und Fas­sa­den befas­sen sich zwar Stu­cka­teu­re auch heu­te noch, der Schwer­punkt liegt jedoch auf der Wär­me­däm­mung und der Alt­bau­sa­nie­rung. Daher sind Stu­cka­teu­re heu­te gefrag­ter denn je.

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