Bauzeichner: Grundsteinleger für die Verwirklichung von Ideen
Hinter jedem Bauvorhaben steckt eine Bauzeichnung, die von einem Bauzeichner oder Bauzeichnerin, erstellt werden muss. Ohne dies würden Ideen und Wünsche von neuen oder umgebauten Gebäuden nicht in Erfüllung gehen.
Der »Bauzeichner« ist ein Beruf, der in der Bauindustrie meistens im Hintergrund bleibt. Ehre und Ruhm werden dem Architekten und planenden Ingenieuren zuteil. Die physisch realisierenden Handwerker und Bauarbeiter, die dessen Vorstellungen in die Realität umsetzen, arbeiten öffentlich sichtbar auf der Baustelle.
Der Bauzeichner ist dagegen tritt nur gelegentlich in Erscheinung. Trotzdem könnte ohne ihn kein Gebäude errichtet und keine Brücke oder Straße gebaut werden. Seine Zeichnungen stellen sozusagen die Anweisungen für die Handwerker der verschiedenen Gewerke dar, die das Projekt entstehen lassen.
Bereits im Mittelalter gab es Vorgänger der heutigen Bauzeichner. Beispielsweise konnte seinerzeit der Kölner Dom nur zu Ende gebaut werden, weil zufällig die Original-Bauskizzen aus dem Mittelalter gefunden wurden. Auch wenn nichts von ihrer Arbeit überliefert ist, dürfte es mehr als wahrscheinlich sein, dass fast alle bedeutenden historischen Gebäude auf der Grundlage von Plänen erbaut wurden, die eine ähnliche Funktion wie moderne Bauzeichnungen hatten.
Die Tätigkeit des Bauzeichners
Bauzeichner werden auch »Technischer Zeichner« oder »CAD-Konstrukteur« genannt. Sie erstellen Zeichnungen für Gebäude, Brücken, Straßen, technischen Anlagen und andere Projekte. Sie setzen die Vorgaben die Bauherren und Architekten in konkrete Pläne um. Bis in die Neunzigerjahre hinein arbeiteten Bauzeichner mit Stift und Papier.
Noch heute wird das Berufsbild mit Menschen assoziiert, die an Zeichenbrettern arbeiten. Zeichenbretter werden auch heute noch verwendet, allerdings arbeiten Bauzeichner hauptsächlich an modernen und gut ausgestatteten Computern. Zum Erstellen der Zeichnungen verwenden sie spezielle CAD und Planungsprogramme.
Durch Computerprogramme wie z.B. AutoCAD, BricsCAD, Allplan und Plancal (Trimble Nova) lassen sich mittlerweile schnell komplexe Sachverhalte zeichnerisch darstellen. Zudem können so Korrekturen zeitnaher eingepflegt und zeitgleiches Arbeiten an einem Projekt realisiert werden. Die Zeichnungen werden teilweise sogar direkt online, mithilfe von Cloud-Lösungen gespeichert. Auf der Baustelle kann direkt auf sie zugegriffen und aktuelle Änderungen aus die ausführenden Gewerke verteilt werden. Bauzeichner fertigen
- Grundrisse
- Bauzeichnungen
- Ausführungszeichnungen
- Bauansichten
- Detailzeichnungen
Zu ihren Aufgaben gehören außerdem das Erstellen von Stücklisten und das Anfertigen von Aufmaßen. Bauzeichner begleiten das Bauvorhaben durch alle Phasen und stellen die benötigten Zeichnungen zur Verfügung.
Sie sind dafür verantwortlich, alle Zeichnungsversionen eines Bauprojekts zu verwalten und die Daten zu sichern. Bauzeichner müssen Entwurfsskizzen in Bauzeichnungen umsetzen, Massen und Mengen für Ausschreibungen ermitteln und können darauf hin Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibung von Leistungen erstellen. In vielen Fällen unterstützen sie bei der Vergabe von Aufträgen und der Abrechnung von Subunternehmerleistungen.
Als Bauzeichner ist man in erster Linie für Architekten, Bau- und Fachingenieure tätig.
Voraussetzungen für die Tätigkeit
Der Gesetzgeber gibt keinen Schulabschluss als Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung vor. Welcher Schulabschluss vorausgesetzt wird, hängt vom Ausbildungsbetrieb ab. In Architekten- und Ingenieurbüros wird von Bewerbern erwartet, dass sie Hochschulreife besitzen. In Handwerksbetrieben und Bauunternehmen wird in der Regel ein mittlerer Schulabschluss erwartet.
Gute Englischkenntnisse sind zwar nicht zwingend erforderlich, jedoch ein großer Vorteil.
In den Fächern Mathematik und Physik werden sehr gute Kenntnisse erwartet, ebenso ein handwerkliches Verständnis und gute Noten in technischen Fächern. Bei den charakterlichen und körperlichen Fähigkeiten kommt es auf folgende Eigenschaften an:
- Auge-Hand-Koordination
- Zeichnerisches Können
- Sorgfältiges Arbeiten
- Zuverlässigkeit und Präzision
- Teamfähigkeit, aber auch selbstständiges Arbeiten
- Technisches Verständnis
- Analytisches Denken
- Kreativität
Ausbildung zum Bauzeichner, Technischen Zeichner, CAD-Konstrukteur
Die Berufsbezeichnung ist staatlich anerkannt und geschützt. Sie findet im dualen System statt. Das theoretische Wissen wird in der Berufsschule vermittelt – Die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden im Ausbildungsbetrieb erlernt. Die Ausbildung endet mit der schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfung. Das Berufsbild Bauzeichner gliedert sich in 3 Fachrichtungen:
- Architektur
- Tiefbau
- Ingenieurbau
Bauzeichner im Bereich Architektur erstellen Projekte für Hochbauten. Ihre Kollegen im Fach Tiefbau sind im Straßenbau, Tiefbau und Landschaftsbau tätig. Bauzeichner für Ingenieurbau fertigen Konstruktionszeichnungen an und führen zum Beispiel statische Berechnungen durch oder Kollisionsplanungen im Bereich der Fachplanung durch.
Natürlich gibt es zwischen den 3 Fachrichtungen Unterschiede in den Ausbildungsfächern. Sie haben jedoch gemeinsame Grundlagen. Die Aufgabenbereiche überschneiden sich vielfach. Allgemein lernen Bauzeichner in der Ausbildung:
- Arbeiten mit den im Bauwesen üblichen Programmen
- Rechnergestütztes Erstellen von Zeichnungen
- Voreinstellung von Zeichnungen
- Definieren und Anlegen von Ebenen
- Erstellen von Grundrissen in verschiedenen Ansichten
- Berechnungen nach baurechtlichen Vorgaben
- Kenntnisse über die Besonderheiten der Entwürfe verschiedener Bauwerke
- Berücksichtigung der Besonderheiten verschiedener Baustoffe
- Kenntnisse über technische und vertragsgestaltende Richtlinien
- Kenntnisse über Vorschriften und Merkblätter
- Anwendung von Instrumenten der Qualitätssicherung
Einsatzorte von Bauzeichnern
Die Tätigkeit wird fast immer im Büro ausgeübt. Nur gelegentlich ist die Anwesenheit auf der Baustelle erforderlich. Gearbeitet wird regulär während der üblichen Bürozeiten von Montag – Freitag. In Bezug auf die Arbeitszeit ist der Job sehr planbar. Zu den Einsatzorten gehören:
- Architektur- und Ingenieurbüros
- Bauunternehmen mit eigener Planungsabteilung
- Bauämter
- Projektsteuerungsbüros
- Bauabteilungen in Konzernen
Die Verdienstmöglichkeiten
In der Ausbildung sieht der Verdienst der Auszubildenden wie folgt aus (pro Monat + Brutto):
- 1. Lehrjahr: 643 € (Ingenieurbüros), 805 – 890 € (Baugewerbe)
- 2. Lehrjahr: 806 € (Ingenieurbüros), 1.000 – 1.230 € (Baugewerbe)
- 3. Lehrjahr: 967 € (Ingenieurbüros), 1.210 – 1.495 € (Baugewerbe)
Je nach dem Einsatzort liegt das Einstiegsgehalt eines Bauzeichners zwischen 2.500 – 3.000 € brutto im Monat. Mit einigen Jahren Berufserfahrung kann es auf bis zu 3.500 €/Monat und mehr ansteigen.
Daraus geht hervor, dass die Verdienstmöglichkeiten als Bauzeichner überdurchschnittlich gut sind.
Karrieremöglichkeiten
Den interessierten Bewerbern werden einige Weiterbildungsmöglichkeiten geboten:
- Staatlich geprüfter Techniker
- Zusatzqualifikation als technischer Zeichner
- Projektmanagementlehrgänge
- Technischer Fachwirt
- Studium
Absolventen von Lehrgängen zum staatlich geprüften Techniker können beispielsweise in Bauprojekten die Bauleitung übernehmen. Die Maßnahme dauert 2 Jahre in Vollzeit und 4 Jahre in Teilzeit.
Nach dem Absolvieren des technischen Fachwirtes übernehmen Bautechniker oftmals Führungsverantwortung in den kaufmännischen, planenden und organisatorischen Bereichen in der Bauwirtschaft
Qualifizierten Bewerbern ist ein Studium mit dem Ziel einer Tätigkeit als Architekt oder Bauingenieur möglich. Die vorherige Ausbildung bietet Studierenden einen guten Einstieg in das zukünftige Berufsbild und ein ausgebautes Verständnis darüber ob sich Ideen in der Realität verwirklichen lassen.
Zudem können Bauzeichner oftmals in Ihrem Beruf neben dem Studium in Planungsbüros arbeiten, sodass sich die theoretisch erlernten Kenntnisse des Studiums auch mit praktischen Aufgaben ergänzt werden.
Durch die jeweilige Weiterbildung, können deutlich höhere Verdienstmöglichkeiten erreicht werden.
Bauzeichner – Ein kreativer und zugleich abstrakter Beruf
Die berufliche Perspektive für Bauzeichner sieht gut aus. Die Bauindustrie hat sich in der letzten Zeit als erstaunlich krisenfest herausgestellt. Wenn die Ökonomie wieder Fahrt aufnimmt, wird das zwangsläufig einen Bauboom zur Folge haben.
Für alle Bauvorhaben werden Bauzeichner, CAD-Konstrukteur und Technische Zeichner benötigt. Sie wirken an vielfältigen Bauvorhaben aktiv mit und sind ein Bindeglied zwischen Architekten, Ingenieuren und Planungsfachleuten.
Dazu kommt, dass der Job mit guten Verdienstmöglichkeiten, einer geregelten, sowie planbaren Arbeitszeit punkten und die Tätigkeit ortsunabhängig ausgeführt werden kann. Das sind Vorteile, die heutzutage nicht oft zu finden sind.