Bestatter: Ein Beruf, über den kaum jemand spricht
Zwar haben die meisten Menschen Vorstellungen über die Tätigkeit eines Bestatters, allerdings sind diese nur oberflächlich. Der Beruf ist sehr vielseitig.
Das beginnt bereits mit der Berufsbezeichnung. Der Begriff »Bestatter« wird lediglich in der Umgangssprache gebraucht. Offiziell heißt der Beruf »Bestattungsfachkraft«. Er gehört seit 2003 zu den staatlich anerkannten Ausbildungsberufen.
In diesem Job- Ratgeber stellen wir Ihnen das Berufsbild vor. Welche Aufgaben hat eine Bestattungsfachkraft und welche Voraussetzungen sollte er mitbringen?
Geschichte des Berufes
Obwohl Menschen schon immer Begräbnisse durchführen, gibt es professionelle Bestatter erst seit ungefähr 200 Jahren. In der Antike war die Bestattung der Verstorbenen meistens die Aufgabe der Familienangehörigen oder Verwandten.
Nach der Verbreitung des Christentums wurde die Bestattung der Toten zur allgemeinen Christenpflicht. Wenn niemand dafür vorhanden war, wurde vom Vorsteher ein Mitglied der Gemeinde damit beauftragt. Später dann gehörten Bestattungen zu den Aufgaben verschiedener Berufsgruppen, darunter Tischler, insbesondere Sargtischler und Fuhrmänner.
Totengräber waren Angestellte der Kirchgemeinde. Sie hatten die Aufgabe, Gräber auszuheben, zu schließen und zu pflegen. Die ersten Bestattungsunternehmen im heutigen Sinn entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Aufgaben eines Bestatters
Die Aufgaben des Bestatters haben sich heute erheblich erweitert. Eine Bestattungsfachkraft ist längst nicht nur für die Beerdigung zuständig. Ein moderner Bestatter unterstützt und berät die Hinterbliebenen in einem Trauerfall. Zu seinen Aufgaben gehören zum Beispiel:
- Bergung und Transport des Verstorbenen, inklusive Überführung ins In- oder Ausland
- Hygienische und kosmetische Behandlung des Leichnams
- seelsorgerische und psychologische Unterstützung der Trauernden
- Organisation der Bestattung, inklusive Sonderwünsche (Seebestattung, Baumbestattung)
- Behördengänge
- Auswahl der Grabstätte, des Steins
- Erstellung einer nachvollziehbaren Abrechnung
Kurz gesagt nimmt der Bestatter den Trauernden den ganzen Stress, den ein Todesfall zwangsläufig mit sich bringt, ab und kümmert sich darum. Der Umfang der Dienstleistungen ist bei jedem Trauerfall verschieden.
Der Bestatter unterbreitet den Hinterbliebenen lediglich Vorschläge und berät sie. Zusätzliche Leistungen wie Grabreden und das Herrichten von einem angenehmen Ambiente bei Beerdigungen können zudem separat vereinbart werden.
Voraussetzungen für den Beruf
Um zur Ausbildung zugelassen zu werden, ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. In der Praxis bevorzugen die meisten Ausbildungsbetriebe Bewerber mit Realschulabschluss.
Bei den schulischen Fächern wird großer Wert auf gute Kenntnisse in grundlegender Mathematik und Deutsch gelegt. Auch handwerkliches Geschick und ein Gefühl für Ethik sind erforderlich.
Für diesen Beruf sind eine Reihe von charakterlichen und psychologischen Eigenschaften erforderlich, da Bestatter täglich mit dem Tod zu tun haben. Auf der einen Seite müssen Bestatter sich durch den ständigen Kontakt mit dem Ableben von Menschen vertraut machen und einen gewissen Abstand dazu aufbauen und auf der anderen Seite müssen sie Mitgefühl zeigen und die Trauernden trösten können. Auf folgende Eigenschaften kommt es an:
- gepflegtes Äußeres
- gute Umgangsformen
- sehr gutes Deutsch in Wort und Schrift
- Zuverlässigkeit
- psychische Stabilität
- Einfühlungsvermögen
- Sorgfalt und Umsicht
- gutes Kommunikationsvermögen
- kundenorientiertes Arbeiten
Die berufliche Ausbildung zur Bestattungsfachkraft
Der Beruf »Bestattungsfachkraft« ist erst seit 2003 staatlich anerkannt. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und findet im Rahmen des dualen Systems statt. Für den theoretischen Unterricht gibt es in ganz Deutschland nur 3 Berufsschulen:
- Wermelskirchen (für NRW)
- Springe (Bremen und Niedersachsen)
- Bad Kissingen (übrige Bundesländer)
Die Ausbildung erfolgt blockweise. Auf ein paar Wochen Theorie folgt ein längerer Zeitraum der Praxis im Ausbildungsbetrieb. Neben den fachspezifischen Themen spielen in der Ausbildung betriebswirtschaftliche Dinge eine große Rolle. Zukünftige Bestatter lernen zum Beispiel:
- Durchführung von Beisetzungen, Bestattungen und Trauerfeiern
- Berufsbezogene gesetzliche Bestimmungen
- Riten und Gebräuche
- Be- und Verarbeiten von Werk- und Hilfsstoffen
- Durchführung berufsspezifischer Arbeiten
- Psychologische Maßnahmen
- Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
- Planung von Arbeitsabläufen
- Verwaltungstechnische Maßnahmen
- Kundenbetreuung
Beschäftigungsbetriebe und Einsatzorte
Bestatter können sowohl in privaten Bestattungsunternehmen als auch im öffentlichen Dienst eingesetzt werden. Sie werden beschäftigt von:
- private Bestattungsinstitute
- Friedhöfe
- Krematorien
- Friedhofsverwaltungen
Der Arbeitsort wechselt je nach der Situation. Bestatter arbeiten in Geschäfts- und Büroräumen, in Werkstätten, auf Friedhöfen und in Krematorien und am Grab. Die Arbeitszeiten sind unregelmäßig, da ein Todesfall jederzeit, auch nachts oder am Wochenende, eintreten kann.
In der Regel gilt jedoch auch hier eine tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden, notwendige Tätigkeiten außerhalb der Regelarbeitszeiten werden in Bereitschaftsdiensten abgedeckt.
Die Verdienstmöglichkeiten
Auf diesem Gebiet gibt es sehr große Unterschiede, vor allem zwischen dem freien Bestattungsgewerbe und dem öffentlichen Dienst. Während der Ausbildung wird folgende Vergütung bezahlt:
- 1. Lehrjahr: 400 € (Bestattungsgewerbe) – 853 € (öffentlicher Dienst)
- 2. Lehrjahr: 450 € (Bestattungsgewerbe) – 903 € (öffentlicher Dienst)
- 3. Lehrjahr: 500 € (Bestattungsgewerbe) – 949 € (öffentlicher Dienst)
Die Bandbreite beim Einstiegsgehalt ist ebenso groß. Sie schwankt zwischen 1.360 – 2.000 € brutto monatlich. Mit der Berufserfahrung kann das Gehalt die Höhe von 3.000 € brutto im Monat überschreiten.
Karrieremöglichkeiten und Perspektiven
Bestattungsfachkräfte können sich zum Bestattungsmeister weiterbilden. Dadurch steigt ihr Einkommen in den meisten Fällen um ca. 50% gegenüber dem eines ausgebildeten Bestatters. Darüber hinaus sind noch eine Reihe weiterer Spezialisierungen möglich, beispielsweise zum geprüften Kremationstechniker oder zum Bürokommunikationsfachwirt für das Bestattungsgewerbe.
Die Zukunftsaussichten für Bestatter sind gut, weil ihr Service immer gebraucht wird und eine ansprechende Beerdigung für die Hinterbliebenen fortwährend gewollt ist. Die Ausbildung erfolgt jedoch nur nach Bedarf. Lehrstellen sind daher begehrt und nicht oft zu finden.
Bestattungsfachkraft – Ein notwendiger und krisensicherer Job
Der Beruf des Bestatters hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Heute ist er ein Dienstleister, der seinen Kunden eine umfassende Betreuung rund um einen Todesfall anbietet.
Er kümmert sich sowohl um die Betreuung der Hinterbliebenen, den Leichnam, die Organisation des Begräbnisses als auch um Behördengänge. Bestatter zu werden ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Menschen, die sich dafür entschieden haben, sind jedoch in der Regel mit ihrer Arbeit zufrieden und bleiben ihrem Job treu.