Tipps und Rechtliches zum befristeten Arbeitsvertrag mit und ohne Sachgrund
Die Zahl der befristeten Arbeitsverträge wächst immer weiter an. Aktuell gehen Experten davon aus, dass ungefähr 2,5 Millionen Arbeitnehmer ein befristetes Arbeitsverhältnis haben. Junge Arbeitnehmer unter 25 Jahre sind besonders häufig betroffen. Im Vergleich zu einer Festanstellung haben befristete Arbeitsverträge erhebliche Nachteile für die Arbeitnehmer.
In diesem Jobratgeber klären wir Sie darüber auf, was ein »Befristeter Arbeitsvertrag« ist, was der Unterschied zwischen Verträgen mit und ohne Sachgrund bedeutet und welche rechtlichen Konsequenzen diese Vertragsform für Sie hat.
Was ist ein befristeter Arbeitsvertrag?
Als befristeter Arbeitsvertrag bezeichnet das Arbeitsrecht einen Arbeitsvertrag, der lediglich für eine bestimmte Zeit abgeschlossen wird. Der wichtigste Unterschied zu einem unbefristeten Arbeitsvertrag besteht darin, dass der befristete Arbeitsvertrag entweder bei Eintritt eines bestimmten Ereignisses oder an einem festgelegten Datum endet. Eine Kündigung ist nicht erforderlich.
Die Befristung kann mit und ohne Sachgrund erfolgen:
Befristete Arbeitsverträge mit Sachgrund sind beispielsweise Arbeitsverträge als Vertretung bei Urlaub, Krankheit, Schwangerschaft, Elternzeit oder Saisonarbeit (Landwirtschaft, Winterdienst). Möglich ist auch, dass Arbeitnehmer bis zur Vollendung eines bestimmten Projekts eingestellt werden oder die Vergütung des Arbeitnehmers aus Haushaltsmitteln erfolgt, die für befristete Arbeitsverhältnisse bestimmt sind. Mit Sachgrund befristete Arbeitsverträge können beliebig oft wiederholt werden.
Ohne Sachgrund befristete Arbeitsverträge heißen im Arbeitsrecht auch Zeitverträge. Sie sind bei Arbeitgebern sehr beliebt, weil sie ihnen Flexibilität in der Personalplanung erlauben. Bei schlechter Auftragslage braucht der Arbeitgeber keine Entlassungen vorzunehmen. Stattdessen lässt er einfach das befristete Arbeitsverhältnis auslaufen. Zeitverträge geben ihm auch die Gelegenheit, neue Mitarbeiter ausgiebig zu testen.
Sicherheit und Unsicherheit zugleich
Bei Arbeitnehmern bringen befristete Arbeitsverhältnisse anfangs Sicherheit und später Unsicherheit in das persönliche Leben. Es sind keine langfristigen Planungen möglich.
Arbeitnehmer mit einem Zeitvertrag erfahren meistens erst wenige Tage vor dem Ablauf des Vertrags, ob er verlängert wird oder nicht. Deswegen haben Arbeitnehmer mit Zeitvertrag große Probleme, einen Bankkredit zu bekommen oder ein Auto mit Finanzierung zu kaufen.
Bei der Wohnungssuche lehnen viele Vermieter Bewerber mit Zeitverträgen ab. Der Erwerb von Immobilien ist fast unmöglich.
Die Nachteile haben eine besonders starken negativen Effekt, weil sie verstärkt junge Menschen treffen, die erst am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen.
Wie lange dürfen befristete Arbeitsverträge laufen?
Mit Sachgrund befristete Verträge können beliebig oft wiederholt werden. Anders sieht das bei Zeitverträgen aus.
Zeitverträge, also ohne Sachgrund befristete Arbeitsverträge, dürfen maximal dreimal verlängert werden. Insgesamt darf die Dauer der Befristung zwei Jahre nicht übersteigen (§ 14, Absatz 2, Teilzeit- und Befristungsgesetz – TzBfG)
Welche Ausnahmen gibt es von dieser Bestimmung?
Wie immer, gibt es verschiedene Gründe, bei deren Vorliegen die Befristung auch länger als zwei Jahre dauern kann. Dazu gehören zum Beispiel:
- In einem Tarifvertrag wird eine längere Dauer von Zeitverträgen vereinbart.
Es ist möglich, Arbeitsverträge bis zu 6 Jahren bei 9 Verlängerungen zu befristen. - Existenzgründer dürfen in den ersten vier Jahren ab der Gründung des Unternehmens mit ihren Mitarbeitern Zeitverträge bis zu vier Jahren Dauer abschließen.
- Für Arbeitnehmer, die 52 Jahre und älter sind können Zeitverträge für bis zu 5 Jahren Dauer abgeschlossen werden. Damit diese Ausnahmeklausel wirksam wird, muss der Arbeitnehmer zuvor mindestens 4 Monate arbeitslos gewesen sein.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Ausnahmen. Arbeitnehmer an Universitäten und Forschungseinrichtungen dürfen Zeitverträge für insgesamt 6 Jahre erhalten. Im medizinischen Bereich sind Befristungen sogar bis zu 9 Jahre lang möglich.
Wie sieht es mit Vertragsverlängerungen aus?
Die ständige Verlängerung eines Zeitvertrags wird Kettenvertrag genannt. Ein Zeitvertrag schließt sich nahtlos an den anderen an, wie die Glieder einer Kette. Im Einzelfall müssen Arbeitnehmer gegen solche Kettenverträge vor Gericht klagen.
Im Regelfall gelten Befristungen mit Sachgrund als angemessen, wenn die Dauer 8 Jahre nicht übersteigt und der Vertrag maximal 12 mal verlängert wurde. Auch eine neunmalige Verlängerung bis zu 6 Jahren gilt noch als angemessen.
Wie sieht es mit dem Kündigungsschutz aus?
Der Kündigungsschutz bei befristeten Arbeitsverträgen ist erheblich eingeschränkt. In Fakt, wenn im befristeten Arbeitsvertrag keine Regelungen für eine Kündigung getroffen worden sind, ist eine ordentliche Kündigung weder für den Arbeitgeber noch für den Arbeitnehmer möglich. Das Beschäftigungsverhältnis läuft bis zum vereinbarten Datum.
Diese Regelungen betreffen sogar Schwangere und Schwerbehinderte.
Die außerordentliche (fristlose) Kündigung ist davon nicht betroffen.
Worauf sollten Sie achten?
Bei Zeitverträgen müssen Sie sich spätestens 3 Monate vor dem Ablaufdatum bei der Arbeitsagentur als arbeitssuchend melden. Wenn Sie das versäumen und der Vertrag wird nicht verlängert, sperrt die Arbeitsagentur Ihr Arbeitslosengeld für eine bestimmte Zeit.
Sollten Sie von Ihrem Arbeitgeber 6 Wochen vor dem Ablaufdatum des Vertrags noch nichts gehört haben, fragen Sie nach, wie es mit einer Verlängerung aussieht. Falls Sie keine Antwort erhalten oder Sie erfahren, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wird, fangen Sie sofort an, sich nach einem neuen Job umzusehen.
Geben Sie im Lebenslauf und der Bewerbung unbedingt an, dass Ihr letztes Arbeitsverhältnis befristet war. Sie haben auch bei einem Zeitvertrag das Recht auf ein Arbeitszeugnis. Fordern Sie es unbedingt an.
Wenn Sie gegen das Ende Ihres befristeten Arbeitsverhältnisses klagen wollen, können Sie maximal 3 Wochen nach dem Ablaufdatum Klage bei Gericht einreichen.
Fazit: Ein Befristeter Arbeitsvertrag hat Vor- und Nachteile
Der befristete Arbeitsvertrag ist weit verbreitet, besonders bei jungen Arbeitnehmern. Den Arbeitgebern bieten sie viele Vorteile.
Für Arbeitnehmer sind Zeitverträge fast nur mit Nachteilen verbunden. Oft gibt es aber keine andere Möglichkeit, seinen Fuß in ein Unternehmen zu setzen.
Am wichtigsten für Arbeitnehmer mit Zeitverträgen: Melden Sie sich 3 Monate vor Ablaufdatum als arbeitssuchend bei der Arbeitsagentur!