Berufsbild Straßenwärter: Unverzichtbare Helden des Alltags

Jeder, der auf deut­schen Stra­ßen unter­wegs ist, kennt die Män­ner und Frau­en in ihrer oran­ge­far­be­nen Klei­dung. Stra­ßen­wär­ter sor­gen dafür, dass alles rollt.

Nur weni­ge Men­schen wis­sen, dass Stra­ßen­wär­ter auf eine jahr­tau­sen­de­lan­ge Berufs­tra­di­ti­on zurück­bli­cken kön­nen. Stra­ßen­wär­ter gibt es sehr viel län­ger als Autos. Bereits in der Anti­ke war ein gut funk­tio­nie­ren­des Netz von Stra­ßen unverzichtbar.

Das Römi­sche Reich ver­dank­te sei­ne Macht unter ande­rem dem dich­ten Stra­ßen­netz, das stän­dig aus­ge­baut und unter­hal­ten wer­den muss­te. Ursprüng­lich wur­den mit die­ser Auf­ga­be Sol­da­ten betraut. Zu Beginn der Neu­zeit, ab dem 18. Jahr­hun­dert, über­nah­men soge­nann­te Chaus­see­wär­ter die Auf­ga­be der Instand­hal­tung von Landstraßen.

Seit den Fünf­zi­ger­jah­ren wird die moder­ne Bezeich­nung Stra­ßen­wär­ter ver­wen­det. Auf Initia­ti­ve des Ver­bands der Stra­ßen­wär­ter ist ihre Tätig­keit seit 1968 ein staat­lich aner­kann­ter Ausbildungsberuf.

Die Aufgaben eines Straßenwärters

Nicht umsonst wird der Beruf des Stra­ßen­wär­ters als unver­zicht­bar bezeich­net. Sie sind für den rei­bungs­lo­sen Fluss des Ver­kehrs auf Stra­ßen und Auto­bah­nen ver­ant­wort­lich. Zu die­sem Zweck über­wa­chen und repa­rie­ren sie Fahr­bah­nen, Stra­ßen­bau­wer­ke wie Brü­cken und Park­plät­ze sowie Ver­kehrs­zei­chen und Signalanlagen.

Stra­ßen­wär­ter sind auch für den Win­ter­dienst und die Pfle­ge der Bäu­me und Grün­an­la­gen an den Stra­ßen bzw. auf dem Mit­tel­strei­fen der Auto­bahn zustän­dig. Einen gro­ßen Teil der Zeit neh­men Rei­ni­gungs­ar­bei­ten in Anspruch. Ver­schmutz­te Fahr­bah­nen müs­sen gesäu­bert und Müll ent­lang der Stra­ßen auf­ge­sam­melt werden.

Ent­wäs­se­rungs­an­la­gen wer­den gesäu­bert, Ver­kehrs­schil­der repa­riert oder erneu­ert. Die umfang­rei­chen Auf­ga­ben wer­den ergänzt durch das Erneu­ern ver­blass­ter Fahr­bahn­mar­kie­run­gen, das Absi­chern von Bau­stel­len und das Auf­räu­men von Unfallstellen.

Im Rah­men ihrer Tätig­keit bedie­nen Stra­ßen­wär­ter eine Viel­zahl unter­schied­li­cher Baumaschinen.

Schulische und andere Voraussetzungen für den Beruf

Als Vor­aus­set­zung für die Aus­bil­dung ist kein beson­de­rer Schul­ab­schluss erfor­der­lich. Von den Bewer­bern wird aller­dings erwar­tet, dass sie zumin­dest einen Haupt­schul­ab­schluss besitzen.

Gute Leis­tun­gen wer­den beson­ders in den Fächern Mathe­ma­tik, Phy­sik, Tech­ni­sches Zeich­nen und Wer­ken erwar­tet. Aus­zu­bil­den­de zum Stra­ßen­wär­ter müs­sen eine Rei­he kör­per­li­cher und cha­rak­ter­li­cher Eigen­schaf­ten mitbringen:

  • sehr gutes Seh- und Hörvermögen
  • schnel­le Reaktion
  • Aus­dau­er
  • sehr gute kör­per­li­che Fitness
  • hand­werk­li­ches Geschick
  • Schwin­del­frei­heit und Trittsicherheit
  • Belast­bar­keit
  • Team­fä­hig­keit
  • Umsicht und Aufmerksamkeit

Die Arbeit ist viel­sei­tig und abwechs­lungs­reich. Stra­ßen­wär­ter wis­sen bei Arbeits­be­ginn nie, was der Tag brin­gen wird. Oft erfor­dern Unfäl­le oder beson­de­re Wit­te­rungs­be­din­gun­gen schnel­le Reak­tio­nen und Ein­sät­ze, die vor­her nicht geplant wer­den kön­nen. Die Arbeit fin­det zum größ­ten Teil unter frei­en Him­mel bei jedem Wet­ter und zu allen Jah­res­zei­ten statt. Häu­fig müs­sen auch Nacht­schich­ten geleis­tet oder an Wochen­en­den oder Fei­er­ta­gen gear­bei­tet wer­den. Büro­ar­beit gibt es zwar auch, ist aber eher die Aus­nah­me als die Regel.

Der Beruf ist noch immer über­wie­gend in Män­ner­hand. Erst seit eini­gen Jah­ren sieht man auch Straßenwärterinnen.

Ausbildung zum Straßenwärter/in

Die Aus­bil­dung erfolgt im dua­len Sys­tem. Das bedeu­tet, theo­re­ti­scher Unter­richt wird in einer Berufs­schu­le erteilt, wäh­rend die prak­ti­sche Aus­bil­dung vor Ort im Betrieb erfolgt. In der theo­re­ti­schen Aus­bil­dung wer­den eine Rei­he von The­men behandelt:

  • all­ge­mein­bil­den­de Fächer wie Deutsch, Wirt­schafts- und Sozialkunde
  • Ver­kehrs­recht
  • theo­re­ti­sche Kennt­nis­se über die Instand­hal­tung von Fahr­bah­nen und Bauwerken
  • Sicher­heit beim Arbeiten
  • Instand­hal­tung von Entwässerungsanlagen
  • Durch­füh­rung des Winterdienstes

und eine Rei­he wei­te­rer Fächer.

In der praktischen Ausbildung geht es unter anderem um:

  • Prü­fung von Bau­stof­fen und Bau­hilfs­stof­fen auf Sor­te und Qualität
  • Bear­bei­tung von Reklamationen
  • Anle­gen und Pfle­ge von Grünflächen
  • Erken­nen, Absi­chern und Besei­ti­gen von Gefahrenstellen
  • Fahr­bah­nen kon­trol­lie­ren, war­ten und reparieren
  • Ver­kehrs­zei­chen und Mar­kie­rungs­ma­te­ria­li­en aus­wäh­len und anbringen
  • Beur­tei­lung von Böden für ihre bau­tech­ni­sche Eignung

und noch vie­les mehr.

Erforderliche Zusatzqualifikationen

Stra­ßen­wär­ter benö­ti­gen einen Füh­rer­schein für Bau­ma­schi­nen, da sie im Rah­men ihrer Tätig­keit mit den unter­schied­lichs­ten tech­ni­schen Gerä­ten arbei­ten. Der Kurs dau­ert ins­ge­samt 40 Stun­den. Davon wer­den 16 Stun­den das Bedie­nen ver­schie­de­ner Bau­ma­schi­nen prak­tisch geübt.

Vor­aus­set­zung für die Teil­nah­me ist ein Min­dest­al­ter von 18 Jah­ren und kör­per­li­che und geis­ti­ge Eig­nung. Die Kos­ten des Kur­ses wer­den ent­we­der von Aus­bil­dungs­be­trieb über­nom­men oder sind för­de­rungs­fä­hig. Selbst­zah­ler müs­sen mit Kos­ten zwi­schen 300 – 1.000 € rech­nen. Der Kurs endet mit einer Abschluss­prü­fung, bei deren Bestehen der Teil­neh­mer ein Zer­ti­fi­kat und einen Fahr­aus­weis erhält. Die­ser ist unbe­fris­tet gültig.

Beschäftigungsbetriebe und Einsatzstellen von Straßenwärtern

Die Mehr­heit der Stra­ßen­wär­ter sind Beschäf­tig­te im öffent­li­chen Dienst. Sie arbei­ten zum Bei­spiel bei:

  • Stra­ßen­bau­ver­wal­tun­gen der Städ­te, Gemein­den und Landkreise
  • Stra­ßen- und Auto­bahn­meis­te­rei­en der Bundesländer
  • Unter­neh­men der Baustellensicherung

Die Ein­satz­or­te sind zum größ­ten Teil unter frei­en Him­mel an wech­seln­den Orten, in Bau­ma­schi­nen oder auch auf Betriebshöfen.

Verdienstmöglichkeiten

Wenn der Aus­bil­dungs­ver­trag mit einem öffent­li­chen Unter­neh­men geschlos­sen wur­de, gel­ten die Tari­fe für Aus­bil­dungs­ver­gü­tung im öffent­li­chen Dienst:

  • 1. Lehr­jahr: 1.018 €
  • 2. Lehr­jahr: 1.068 €
  • 3. Lehr­jahr: 1.114 €

Nach erfolg­rei­chem Abschluss der Aus­bil­dung beträgt das Ein­stiegs­ge­halt zwi­schen 2.479 – 2.733 €/Monat (Brut­to).

Karrieremöglichkeiten und Perspektiven

Inter­es­sen­ten kön­nen Lehr­gän­ge in Ver­kehrs- und Stra­ßen­bau, Instand­hal­tung und War­tung von Bau­ma­schi­nen oder Baum- und Gehölz­pfle­ge absol­vie­ren. Wenn mehr­jäh­ri­ge Berufs­er­fah­rung vor­han­den ist, kommt eine Qua­li­fi­ka­ti­on als

  • Lehr­aus­bil­der
  • Stra­ßen­meis­ter
  • Bau­tech­ni­ker

infra­ge.

Nach dem Besuch einer Fach­ober­schu­le ist ein Stu­di­um an einer Fach­hoch­schu­le mög­lich, bei­spiels­wei­se als Dipl.-Bauingenieur.

Die Zukunfts­aus­sich­ten für Stra­ßen­wär­ter sind gut. Gegen­wär­tig sind im Beruf unge­fähr 30.000 Per­so­nen beschäf­tigt. In den nächs­ten Jah­ren wer­den 15.000 zusätz­li­che Kräf­te gebraucht, weil das Stra­ßen­netz aus­ge­baut wird und der Ver­kehr zunimmt.

Fazit: Der Straßenwärter ist ein systemrelevanter Beruf

Das Ange­bot an offe­nen Stel­len ist im Moment grö­ßer als die Zahl der Bewer­ber. Das liegt dar­an, dass vie­le der aktu­ell Beschäf­tig­ten auf das Ren­ten­al­ter zusteu­ern. Zudem gehört Stra­ßen­wär­ter nicht zu den Beru­fen mit Pres­ti­ge. Er bie­tet jedoch eine siche­re Zukunft mit allen Vor­tei­len einer Beschäf­ti­gung im öffent­li­chen Dienst kom­bi­niert mit einem Hauch von Her­aus­for­de­rung und Abenteuer.

Weiterführende Links:

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein