Großer Bedarf an Fachkräften in Sanitär- Branche
Dass es in verschiedenen Branchen an Fachkräften mangelt, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass es im Sanitärhandwerk besonders schlimm aussieht.
Zum Oberbegriff Sanitärhandwerk gehören mehrere Gewerke wie Klempner, Sanitärinstallateure, Heizungsbauer und Klimatechniker.
In diesem Jobratgeber beschäftigen wir uns mit dem Thema Fachkräftemangel in Sanitär- Berufen. Wie äußert sich das Problem beim Kunden und welche Möglichkeiten hat man, wenn die Dienstleistungen dringend benötigt werden?
Wie äußert sich der Fachkräftemangel in konkreten Zahlen?
Der Mangel an Fachkräften und Azubis ist in den eingangs erwähnten Berufen besonders schlimm. Die Altenpflege folgt erst an zweiter Stelle und Bodenleger an dritter. Der Mangel zeigt sich für die Arbeitgeber darin, dass es extrem lange dauert, freie Stellen zu besetzen.
Zwei Drittel aller offenen Stellen sind selbst nach 3 Monaten noch immer nicht besetzt. Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge haben im Durchschnitt 46 Arbeitslose die Wahl aus 100 freien Stellen.
Eine Besserung ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Die Situation wird sich in der nächsten Zeit verschärfen, weil immer mehr erfahrene Handwerker in Rente gehen. Gleichzeitig will der Staat den Bau von günstigen Wohnungen ankurbeln, um das Problem der steigenden Mieten zu entschärfen.
Die Kunden erleben steigende Preise
Die Preise für Waren und Dienstleistungen werden durch das Verhältnis aus Angebot und Nachfrage bestimmt. Im Sanitärhandwerk herrscht eindeutig ein Ungleichgewicht. Das bedeutet, die Nachfrage ist größer als das Angebot. Das bedeutet steigende Preise. Längst ist der Wettbewerbsdruck im Sanitärhandwerk aufgehoben.
Die Zeiten, in denen die Handwerker sich gegenseitig unterboten, sind vorbei. Die meisten Betriebe des Sanitärhandwerks haben volle Auftragsbücher und können selbst beim besten Willen keine neuen Aufträge mehr annehmen. Das Resultat ist vorhersehbar.
Die Preise steigen an. Zu branchenüblichen Preisen arbeiten viele Handwerker schon lange nicht mehr. Wenn Sie ein bestimmtes Projekt umsetzen müssen, können Sie damit rechnen, deutlich mehr zu bezahlen als noch vor einigen Jahren.
Aktuell greifen Handwerksmeister in Ihrer Verzweiflung schon auf Leiharbeiter zurück, die wiederum auch in diesem Bereich rar gesäht sind.
Die Wartezeiten steigen
Eine weitere Auswirkung sind die ständig wachsenden Wartezeiten. Selbst wenn Sie einen Sanitärhandwerker finden, der bereit ist Ihren Auftrag anzunehmen, gehen nicht selten mehrere Wochen ins Land, bevor der gute Mann auftaucht.
Wenn er dann endlich kommt, müssen Sie zudem mit einem erheblichen Preisaufschlag rechnen. Darüber hinaus lehnen immer mehr Handwerksbetriebe Aufträge einfach ab.
Was ist mit Havarien und Notfällen?
Zum Thema Havarien und Notfälle müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wenn die Toilette verstopft ist, die Heizung ausfällt oder ein Rohr geplatzt ist, kommen die Handwerker nach wie vor sofort. Es gibt eine ganze Reihe von Firmen, die sich auf solche Notdienste spezialisiert haben.
Dort mangelt es nicht an Arbeitskräften, weil der potenzielle Verdienst größer ist als bei einem normalen Projekt. Kunden sind auf diesem Sektor auch gegen höhere Preise einigermaßen geschützt, weil in vielen Fällen letztendlich eine Versicherung die Kosten übernimmt.
Was können Kunden gegen den Fachkräftemangel im Sanitärhandwerk tun?
Als Kunde haben Sie kaum Möglichkeiten, gegen den Fachkräftemangel etwas zu unternehmen. Das ist Aufgabe der Bundesregierung. Die muss beispielsweise das schlechte Image des Sanitärhandwerks aufbessern, sodass wieder mehr Jugendliche Klempner oder Heizungstechniker werden wollen als IT Spezialisten.
Ihnen als Kunde bleibt im Grunde genommen nur eine Option, um gegen den Fachkräftemangel zu kämpfen: Do it yourself, abgekürzt DIY.
Viele Arbeiten können Sie selbst verrichten. Wen Sie nicht wissen wie, finden Sie auf YouTube Erklär-Videos zu allen möglichen Themen. Dort erfahren Sie auch, welche Werkzeuge und Materialien Sie benötigen.
Während Werkzeuge wie eine Schlagbohrmaschine oder ein Akkuschrauber in fast jedem Haushalt zu finden sind, kosten bestimmte Spezialwerkzeuge viel Geld. Sie nur für ein einziges Projekt anzuschaffen, lohnt meistens nicht. Sie können die Geräte aber zum Beispiel im nächsten Baumarkt ausleihen. Mit etwas Recherche im Internet finden Sie auch Firmen, die sich auf den Verleih diverser Geräte spezialisiert haben.
Was tun, wenn Sie nicht handwerklich begabt sind?
Wenn Sie viele soziale Kontakte haben, können Sie dort vielleicht jemand finden, der bereit ist, für Sie den Auftrag zu erledigen. Fragen Sie in der Verwandtschaft, bei Freunden, Nachbarn, Kollegen, Bekannten oder Vereinskameraden, ob Ihnen jemand helfen will.
Wenn Sie nicht so viele Bekannte und Freunde haben, bleibt Ihnen das Internet. Dort gibt es Portale, auf denen Sie nach Handwerkern suchen können. Sie melden sich an und stellen Ihr Projekt vor. Mit etwas Glück melden sich Handwerker, die bereit sind, den Auftrag zu übernehmen. Sie können sich vorab über Art und Umfang der auszuführenden Arbeiten sowie den Preis einigen.
Wenn der Auftrag nicht zustande kommt, müssen Sie in der Regel auch nichts bezahlen. Die bekanntesten Portale dieser Art sind MyHammer und Machdudas. Ähnliche Portale gibt es auch für hauswirtschaftliche Dienstleistungen wie Putzen, Bügeln oder Einkaufen.
Bevor Sie einen Handwerker engagieren, den Sie nicht kennen, sollten Sie immer sich immer nach Referenzen erkundigen und dort auch wirklich nachfragen. Beauftragen Sie keine Handwerker, die ungebeten an der Haustür erscheinen! Oft handelt es sich um Betrüger, die im besten Fall schlechte Arbeit für teures Geld leisten.
Zusammenfassung
Der Mangel an Fachkräften ist im Sanitärhandwerk besonders schlimm. Kunden müssen das mit steigenden Preisen und immer längeren Wartezeiten ausbaden.
Die Korrektur der Missstände ist Aufgabe der Politik. Kunden können dagegen nur wenig tun. Am besten ist es immer noch, wenn Sie handwerklich geschickt sind und den Job selbst erledigen können.
Wohnt man in der Nähe einer größeren Stadt, stellen Handwerker-Börsen im Internet eine Alternative da.