Glaser: Ein handwerklicher Beruf mit jahrhundertealter Tradition
Glaser ist ein Handwerksberuf, den es bereits im Mittelalter gab. Damals wie heute waren Glaser wichtige Leute und genossen hohes Ansehen.
Glaser verarbeiten das in Glashütten produzierte Glas in ihren Werkstätten zu verschiedenen Produkten. Es handelt sich um einen handwerklichen Beruf. In Deutschland gibt es gegenwärtig mehr als 10.000 Glaser.
Obwohl es Glas bereits in der Antike gab, wurde es damals nur zu Schmuck wie Glasperlen oder bestenfalls zu kleinen Flaschen für Parfums und Salben verarbeitet. Flachglas für Fenster konnte man noch nicht herstellen. Das änderte sich erst im Mittelalter, als die Butzenscheiben erfunden wurden.
Solche Fenster konnten sich jedoch nur Feudalherren und Kirchenfürsten leisten. Das änderte sich erst im 16. Jahrhundert, als es durch Walz- und Polierverfahren gelang, Flachglas in größeren Mengen zu erzeugen. Das führte zu einer explosionsartigen Erhöhung der Nachfrage. Der Beruf des Glasers wurde geboren.
Tätigkeiten eines Glasers
Der Glaser stellt Bauteile und Konstruktionen aus Glas her. Sie entwerfen die Produkte, schneiden, schleifen und polieren sie. Die Bandbreite der Produkte ist groß. Sie reicht von Glasfassaden über Autoscheiben, Fenster und Türen, Wintergärten und Vitrinen bis zur Restauration historischer Kirchenfenster.
Glaser arbeiten in Kunstglasereien, Fahrzeugglasereien, bei Bauunternehmen und sogar in Möbelwerkstätten. Die Mehrzahl der Glaser arbeitet in kleineren Handwerksbetrieben, einige aber auch in Betrieben der Glashersteller.
Voraussetzungen für den Beruf
Ein besonderer Schulabschluss wird nicht gefordert. In der Praxis bevorzugen Ausbildungsbetriebe jedoch Bewerber, die mindestens einen Hauptschulabschluss haben. Für die Tätigkeit sind eine Reihe von Eigenschaften erforderlich:
- handwerkliches Geschick
- gute Hand-Augen-Koordination
- Sorgfalt und Umsicht
- gute körperliche Verfassung
- Schwindelfreiheit
Gute mathematische Kenntnisse und Geschick beim Werken und Technischen Zeichnen sind ebenfalls notwendig.
Die Ausbildung
Die Ausbildung erfolgt im dualen System. Der theoretische Unterricht wird in der Berufsschule erteilt, der praktische Unterricht findet im Ausbildungsbetrieb, meistens einer Werkstatt, statt. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und endet mit der Gesellenprüfung. Die Ausbildung zum Glaser hat eine Besonderheit. Gleich zu Anfang müssen sich die Bewerber für eine von 2 Fachrichtungen entscheiden:
- Glaser in der Fachrichtung Verglasung und Glasbau
- Glaser in der Fachrichtung Fenster und Glasfassadenbau
Im ersten Lehrjahr ist die Ausbildung in den beiden Fachrichtungen identisch. Erst ab dem zweiten Jahr werden Fachkenntnisse in der gewählten Spezialisierungsrichtung vermittelt.
Der Unterschied zwischen den beiden Fachrichtungen
- Glaser in der Fachrichtung Verglasung und Glasbau
Sie beschäftigen sich mit dem Verglasen von Fenstern und Türen, Schaufensterscheiben und Kirchenfenstern sowie repräsentative Fenster in öffentlichen Gebäuden. Viele Arbeiten sind anspruchsvoll und schließen Malereien mit der Hand ein.
- Glaser in der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau
in dieser Fachrichtung arbeiten Glaser hauptsächlich mit Flachglas. Sie fertigen Fassaden, Fenster, Türen oder Wintergärten und Glasvorbauten an.
Inhalt der Ausbildung
In der Berufsschule werden allgemeinbildende und fachspezifische Fächer unterrichtet:
- Deutsch, Sozial- und Wirtschaftskunde
- Objekte aus Glas herstellen
- Fenster und Türen verglasen
- Rechtliche Themen
- Arbeitsschutz
In der praktischen Ausbildung lernen die angehenden Glaser zum Beispiel:
- Gestaltung und Verarbeitung von Glas und Glaserzeugnissen
- Arbeiten mit Dicht‑, Klebe- und Dämmstoffen
- Ein ‑und Ausbau von Fenstern, Türen und Spiegeln
- Arbeiten mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Materialien
- Instandhaltung und Restaurierung von Objekten aus Glas
- Arbeiten nach den Aufträgen von Kunden
Beschäftigungsbetriebe und Arbeitsorte
Die Mehrzahl der Glaser arbeitet in Handwerksbetrieben des Glasergewerbes. Andere Einsatzorte sind Unternehmen, die sich auf Fassadenbau spezialisiert haben, Fahrzeugglasereien oder andere Unternehmen, die sich mit der Herstellung oder Verarbeitung von Glas beschäftigen.Viele Glaser arbeiten auch mobil auf Baustellen.
Verdienstmöglichkeiten
Während der Ausbildung verdienen Glaser zwischen 550 – 850 €/Monat.
Als Geselle erhalten sie ein Einstiegsgehalt von 1.600 €/Monat, dass sich bis auf 2.200 €/Monat steigern kann.
Ein Glasermeister erhält zwischen 2.400 – 3.200 €/Monat, ebenso wie ein Techniker.
Karrieremöglichkeiten und Perspektiven
Die Aussichten für Glaser sind sehr gut. Es besteht ein wachsender Bedarf an gelernten Glasern. Die Zahl der freien Lehrstellen übersteigt die der Stellensuchenden. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, weil Glas als Baustoff absolut „in“ ist und in immer größeren Umfang verarbeitet wird.
Dazu kommt, dass immer mehr Glaser in den Ruhestand gehen. Der Beruf bietet gute Aufstiegsmöglichkeiten. Wer seinen Meistertitel erhält, kann sich selbstständig machen und Lehrlinge ausbilden. An Aufträgen herrscht kein Mangel.
Glaser – ein alter Beruf mit neuen Perspektiven
Den Beruf des Glasers gibt es schon seit mindestens 500 Jahren. Heute ist er keinesfalls aus der Mode gekommen, sondern erlebt eine neue Blüte. Glas wird als Werk- und Baustoff immer bedeutender.
Ganz neue Sorten wie organisches Glas oder schusssicheres Glas, Glaskeramik oder andere Spezialgläser stellen auch an Glaser neue Herausforderungen. Der Beruf ist interessant und abwechslungsreich und bietet eine gesicherte Zukunft.
Weiterführende Links:
- https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=4364
- https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/4364.pdf
- https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=4365
- https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/4365.pdf
- https://www.glaserei.org/magazin/glaser-2013495
- https://de.wikipedia.org/wiki/Glaser