Der Gerüstbauer: Ein Job für alle, die hoch hinaus wollen

Gerüst­bau­er gehö­ren nicht zu den Hand­wer­kern, die auf der Bau­stel­le sofort ins Auge fal­len. Ohne sie könn­te aber kaum ein Gebäu­de errich­tet werden.

Die Bau­bran­che boomt bereits seit Jah­ren. Selbst in der Kri­se wur­de wei­ter gebaut. Vie­le Unter­neh­men nut­zen die Chan­ce, in Erwar­tung des kom­men­den Booms ihre Kapa­zi­tä­ten zu erweitern.

Auf einer moder­nen Bau­stel­le arbei­ten vie­le Gewer­ke. Eini­ge von ihnen, bei­spiels­wei­se Mau­rer, Zim­mer­leu­te oder Instal­la­teu­re sind all­ge­mein bekannt. Ande­re blei­ben dage­gen eher im Hin­ter­grund. Dazu gehö­ren unter ande­rem auch die Gerüst­bau­er. Trotz­dem könn­te ohne ihre Mit­wir­kung kaum ein Gebäu­de errich­tet werden.

Selbst im digi­ta­len Zeit­al­ter braucht man zum Bau­en nun mal ein Gerüst.Daran hat sich seit undenk­li­chen Zei­ten nichts geän­dert. Gegen­wär­tig arbei­ten in Deutsch­land unge­fähr 12.000 Gerüstbauer.

Welche Aufgaben hat ein Gerüstbauer?

Es han­delt sich um einen Beruf, der dem soge­nann­ten Voll­hand­werk zuge­rech­net wird. Gerüst­bau­er fertigen

  • Arbeits­ge­rüs­te
  • Schutz­ge­rüs­te
  • Spe­zi­al­ge­rüs­te

Zum Auf­stel­len der Gerüs­te grei­fen sie nach Mög­lich­keit auf vor­ge­fer­tig­te Modu­le zurück, die an Ort und Stel­le mon­tiert wer­den. Das ist jedoch nur ein Teil der Auf­ga­ben. Gerüst­bau­er müs­sen die Tei­le auch zur Bau­stel­le trans­por­tie­ren. Bevor das Gerüst auf­ge­stellt wer­den kann, müs­sen sie den Unter­grund auf sei­ne Trag­fä­hig­keit prü­fen und Uneben­hei­ten ausgleichen.

Das Gerüst muss fest im Boden oder an der Fas­sa­de ver­an­kert wer­den. Gerüst­bau­er errich­ten auch Kon­struk­tio­nen für beson­de­re Anfor­de­run­gen, zum Bei­spiel Unter­kon­struk­tio­nen für Beton­ver­scha­lun­gen, Gerüs­te für Hoch­häu­ser oder fahr­ba­re Arbeits­büh­nen. Am Ende der Bau­ar­bei­ten müs­sen sie die Gerüs­te wie­der abbau­en, säu­bern und für die nächs­te Ver­wen­dung einlagern.

Die Hand­wer­ker bau­en aber nicht nur Gerüs­te. Sie errich­ten auch Groß­raum­zel­te, Büh­nen für Ver­an­stal­tun­gen oder mobi­le Hallen.

Gerüst­bau­er tra­gen eine gro­ße Ver­ant­wor­tung. Sicher­heit und Leben der ande­ren Bau­ar­bei­ter, der Men­schen im Gebäu­de und von Pas­san­ten auf der Stra­ße hän­gen von ihrer Arbeit ab.

Im Beruf sind kör­per­li­cher Ein­satz, Mut und Geschick gefor­dert. Der Ein­satz fin­det zum größ­ten Teil im Frei­en bei jedem Wet­ter statt. Gerüst­bau­er müs­sen oft wei­te Wege zur Arbeits­stel­le zurück­le­gen, da ihr Arbeit­ge­ber für Bau­stel­len zustän­dig ist, die weit von­ein­an­der ent­fernt liegen.

Voraussetzungen für Ausbildung und Tätigkeit

Der Gesetz­ge­ber schreibt kei­nen bestimm­ten Schul­ab­schluss für die Aus­bil­dung vor. Die meis­ten Bewer­ber haben einen Haupt­schul­ab­schluss. Auf dem Schul­zeug­nis sind gute Noten in

  • Mathe­ma­tik
  • Wer­ken
  • Deutsch

erfor­der­lich. Die Anfor­de­run­gen an cha­rak­ter­li­che und kör­per­li­che Eigen­schaf­ten sind hoch. Als Gerüst­bau­er benö­ti­gen Sie:

  • gute kör­per­li­che Fitness
  • gutes Hör- und Sehvermögen
  • einen aus­ge­präg­ten Gleichgewichtssinn
  • gute Koor­di­na­ti­on der Körperbewegungen
  • hand­werk­li­ches Geschick
  • Fähig­keit zur Teamarbeit

Die Ausbildung zum Gerüstbauer

Gerüst­bau­er ist ein aner­kann­ter Aus­bil­dungs­be­ruf in Indus­trie und Hand­werk. Seit 1998 gehört er zum so genann­ten Voll­hand­werk. Die Aus­bil­dung im dua­len Sys­tem dau­ert 3 Jah­re und schließt mit einer Gesel­len­prü­fung ab. Die prak­ti­sche Aus­bil­dung fin­det im Aus­bil­dungs­be­trieb vor Ort statt, der theo­re­ti­sche Unter­richt in der Berufs­schu­le. Bun­des­weit gibt es ledig­lich 3 Berufs­schu­len für Gerüst­bau­er in:

  • Dort­mund
  • Ber­nau bei Berlin
  • Groß-Gerau (Süd­hes­sen)

In der Berufs­schu­le bekom­men die Aus­zu­bil­den­den umfang­rei­che theo­re­ti­sche Kennt­nis­se vermittelt:

  • Ein­rüs­ten eines Gebäu­des oder eines Turms
  • Bau einer Behelfs­brü­cke für Fußgänger
  • Ein­rich­ten einer Baustelle
  • all­ge­mei­ne Fächer wie Deutsch, Wirt­schafts- und Sozialkunde

Das wird durch die Arbeit im Aus­bil­dungs­be­trieb ergänzt. Dort ler­nen sie unter anderem:

  • Aus­wahl von Gerüst­tei­len ent­spre­chend den Anforderungen
  • Lesen von Skiz­zen, Zeich­nun­gen und Bauplänen
  • Auf‑, Um- und Abbau von Trep­pen und Zugängen
  • Beur­tei­lung der Belas­tungs­fä­hig­keit des Untergrunds
  • Siche­res Ver­an­kern von Gerüsten
  • Her­stel­lung von Gerüst­tei­len aller Art
  • Bedie­nung und War­tung tech­ni­scher Ein­rich­tun­gen und Geräte
  • Brenn­schnei­den und Schweißen
  • Kon­trol­le von Gerüs­ten auf Arbeitssicherheit
  • Ver­mei­dung von Umweltschäden

Im Rah­men der Berufs­aus­bil­dung wird meis­tens auch der Berech­ti­gungs­schein zum Bedie­nen von Bau­ma­schi­nen und/oder der Stap­ler­schein erwor­ben. Belieb­te Zusatz­qua­li­fi­ka­tio­nen sind auch Ver­mes­sungs­tech­nik und Arbeitsschutz.

Arbeitgeber und Einsatzorte

Typi­sche Arbeit­ge­ber sind Gerüst­bau­fir­men, Bau­un­ter­neh­men, Fir­men für Brü­cken- und Tun­nel­bau, Unter­neh­men für Gebäu­de­rei­ni­gung, Mon­ta­ge­fir­men, Zelt‑, Büh­nen­bau- und Mes­se­bau­un­ter­neh­men, ja sogar Werften.

Wie gut sind die Verdienstmöglichkeiten?

Die Aus­bil­dungs­ver­gü­tung beträgt laut Tarif:

  • 1. Jahr: 865 €/Monat
  • 2. Jahr: 1.065 €/Monat
  • 3. Jahr: 1.335 €/Monat

Es gibt gro­ße Schwan­kun­gen, je nach Arbeit­ge­ber. Der bekann­te Bau­kon­zern Bil­fin­ger bezahlt mehr als den Tarif­lohn. Selbst Azu­bis erhal­ten dort Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Nach erfolg­rei­chem Abschluss der Leh­re kön­nen Gerüst­bau­er mit einem Ein­stiegs­ge­halt zwi­schen 1.800 – 2.400 €/Monat rech­nen. Mit eini­gen Jah­ren Erfah­rung kann das Gehalt auf 3.500 €/Monat stei­gen. Bei eini­gen Arbeit­ge­bern kön­nen Gerüst­bau­er unter Umstän­den sogar bis zu 4.400 €/Monat (Brut­to) ver­die­nen. Das ist mehr als so manch ein Bau­in­ge­nieur mit nach Hau­se bringt.

Karrieremöglichkeiten und Perspektiven

Als Gerüst­bau­er bie­ten sich Ihnen vie­le Mög­lich­kei­ten zur Wei­ter­bil­dung. Die wich­tigs­te davon ist der Meis­ter­brief. Er ist Vor­aus­set­zung, wenn Sie eines Tages Ihre eige­ne Fir­ma grün­den wol­len. Eine Wei­ter­bil­dung ist in den Bereichen:

  • Tech­ni­ker für Bau­tech­nik (Schwer­punkt Bau­be­trieb oder Hochbau)
  • Tech­ni­scher Fachwirt
  • Fach­mann für kauf­män­ni­sche Betriebsführung

Die Per­spek­ti­ven für Gerüst­bau­er sind gut. Nicht nur, dass zahl­rei­che neue Gebäu­de errich­tet wer­den, bestehen­de müs­sen saniert wer­den. Prak­tisch für jede Bau­stel­le wer­den Gerüst­bau­er benötigt.

Gerüstbauer – ein harter, aber lohnenswerter Beruf

Als Gerüst­bau­er müs­sen Sie rich­tig zupa­cken kön­nen und dür­fen kei­ne Pro­ble­me damit haben, in gro­ßer Höhe bei Hit­ze oder Käl­te zu arbei­ten. Selbst Aus­lands­ein­sät­ze in fer­nen Län­dern sind nicht ungewöhnlich.

Dafür win­ken ein über­durch­schnitt­lich guter Ver­dienst und gute Chan­cen, die eige­ne Fir­ma zu grün­den. Wenn Sie zei­gen wol­len, was in Ihnen steckt, soll­ten Sie sich bewerben!

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