Berufsbild Ergotherapeut: Fachwissen & Empathie sind gefragt

Ergo­the­ra­peut ist ein medi­zi­ni­scher Beruf, bei dem es dar­um geht, dem Pati­en­ten durch eine geziel­te Behand­lung ein selbst­be­stimm­tes Leben zu ermöglichen.

So manch ein Mensch muss im Lau­fe des Lebens schwe­re Schick­sals­schlä­ge erlei­den. Durch einen Unfall, eine schwe­re Erkran­kung, einen Schlag­an­fall oder auch ein psy­chi­sches Lei­den wie eine schwe­re Depres­si­on kann sich der All­tag auf einen Schlag dra­ma­tisch ändern.

Die Betrof­fe­nen kön­nen häu­fig nicht ein­mal ein­fachs­te Tätig­kei­ten wie sich waschen und anzie­hen oder eine Tas­se Kaf­fee machen, selbst ver­rich­ten. Sie sind auf die Hil­fe ande­rer ange­wie­sen. Das wirkt sich nega­tiv auf das Selbst­wert­ge­fühl und die Lebens­freu­de aus. In sol­chen Fäl­len leis­ten Ergo­the­ra­peu­ten Bei­stand und hel­fen den Pati­en­ten, wie­der ein nor­ma­les Leben zu führen.

In die­sem Job­rat­ge­ber möch­ten wir Ihnen den Beruf des Ergo­the­ra­peu­ten vor­stel­len und Sie über Aus­bil­dung, Ver­dienst und Kar­rie­re­chan­cen aufklären.

Das Tätigkeitsfeld des Ergotherapeuten

Der Ergo­the­ra­peut betreut Pati­en­ten aller Alters­grup­pen, von Kin­dern, Arbeit­neh­mern und Selbst­stän­di­gen bis hin zu Senio­ren. Das Auf­ga­ben­spek­trum umfasst die The­ra­pie von moto­ri­schen Fähig­kei­ten, über geis­ti­ge Ein­schrän­kun­gen, bis hin zu Sprechstörungen.

Er arbei­tet in enger Koope­ra­ti­on mit ande­ren Spe­zia­lis­ten einen Behand­lungs­plan aus. Mit sei­nen Pati­en­ten übt er zum Bei­spiel das Anklei­den, Waschen, Essen, Ein­kau­fen, aber auch sol­che Fähig­kei­ten wie Schrei­ben und Lesen. Mit ande­ren Pati­en­ten füh­ren Ergo­the­ra­peu­ten Übun­gen durch die psy­chi­schen Fähig­kei­ten wie das Kon­zen­tra­ti­ons­ver­mö­gen oder den Ori­en­tie­rungs­sinn gestärkt werden.

Gedul­dig übt er mit sei­nem Pati­en­ten den Umgang mit Pro­the­sen oder Hilfs­mit­teln. Sie geben Tipps zur Gestal­tung des Arbeits­plat­zes oder des Haus­halts. Das Ziel der Ergo­the­ra­pie besteht dar­in, den Pati­en­ten die Fähig­keit zu ver­mit­teln, ihren All­tag so weit wie mög­lich eigen­stän­dig zu meistern.

Im Rah­men sei­ner Tätig­keit muss der Ergo­the­ra­peut das Gleich­ge­wicht zwi­schen Mit­ge­fühl und pro­fes­sio­nel­ler Distanz fin­den. Einer­seits kann er mit sei­ner Arbeit nur Erfolg haben, wenn er sich in die Lage sei­nes Pati­en­ten hin­ein ver­setzt, ande­rer­seits darf das aber nicht so weit gehen, dass sein Urteils­ver­mö­gen beein­träch­tigt wird.

Berufliche Voraussetzungen für die Tätigkeit

Für die Arbeit als Ergo­the­ra­peut wird in der Regel ein mitt­le­rer Bil­dungs­ab­schluss (Mitt­le­re Rei­fe) erwar­tet. Im Abschluss­zeug­nis erwar­tet der Aus­bil­dungs­be­trieb gute Noten in Bio­lo­gie und Werken.

Ergo­the­ra­peu­ten müs­sen zum Bei­spiel Auf­bau und Funk­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers ver­ste­hen und den Pati­en­ten in bestimm­ten hand­werk­li­chen oder künst­le­ri­schen Fähig­kei­ten zu unter­rich­ten, die im Rah­men einer The­ra­pie ein­ge­setzt wer­den. Bewer­ber für die Tätig­keit des Ergo­the­ra­peu­ten soll­ten fol­gen­de Fähig­kei­ten mitbringen:

  • Geduld und Einfühlungsvermögen
  • Päd­ago­gi­sche Fähigkeiten
  • Kon­takt­be­reit­schaft
  • gutes Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­mö­gen
  • Geschick­lich­keit
  • gute Auge-Hand-Koor­di­na­ti­on
  • psy­chi­sche Stabilität

Wie läuft die Ausbildung zum Ergotherapeut ab?

Ergo­the­ra­peut ist ein inner­halb der gesam­ten EU aner­kann­ter Aus­bil­dungs­be­ruf. Die Aus­bil­dung fin­det im dua­len Sys­tem statt. Das theo­re­ti­sche Wis­sen wird in Fach­schu­len ver­mit­telt, von denen es deutsch­land­weit ca. 200 Ein­rich­tun­gen gibt.

Unge­fähr 90 Pro­zent von ihnen sind pri­va­te Schu­len, die übri­gen sind kom­mu­na­len Kran­ken­häu­sern oder ande­ren Gesund­heits­ein­rich­tun­gen ange­glie­dert. Die prak­ti­sche Aus­bil­dung fin­det in Kran­ken­häu­sern und Kli­ni­ken. Pra­xen für Ergo­the­ra­pie, Gesund­heits­zen­tren und ande­ren Insti­tu­tio­nen statt. Zum umfang­rei­chen Unter­richts­stoff gehö­ren zum Beispiel:

  • Grund­la­gen der Ergo­the­ra­pie & Fachsprache
  • Geset­zes- und Staatskunde
  • beschrei­ben­de und funk­tio­nel­le Anatomie
  • Arz­nei­mit­tel­kun­de
  • Geron­to­lo­gie
  • Heil­päd­ago­gik

und vie­le ande­re mehr.

Die Aus­bil­dung endet mit einer Abschluss­prü­fung, die aus einer schrift­li­chen, prak­ti­schen und münd­li­chen Prü­fung besteht. Bei erfolg­rei­chem Abschluss darf sich der Absol­vent staat­lich geprüf­ter Ergo­the­ra­peut nennen.

Seit eini­ger Zeit wer­den auch Stu­di­en­gän­ge zum Diplom-Ergo­the­ra­peu­ten oder Stu­di­en­gän­ge mit dem Abschluss als Bache­lor oder Mas­ter an ver­schie­de­nen Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len angeboten.

Einsatzorte von Ergotherapeuten

Nach dem Abschluss ihrer Aus­bil­dung kön­nen Ergo­the­ra­peu­ten viel­sei­tig ein­ge­setzt werden:

  • Kran­ken­häu­ser und Kliniken
  • Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­tren
  • sozia­le Ein­rich­tun­gen und Heime
  • päd­ago­gi­sche Ein­rich­tun­gen wie Son­der­schu­len oder Förderzentren
  • Pra­xen für Ergotherapie
  • Gesund­heits­zen­tren

Ihre Tätig­kei­ten üben Ergo­the­ra­peu­ten in Behand­lungs­zim­mern oder in Pati­en­ten­zim­mern aus. Sie sind auch in Turn­hal­len oder am Arbeits­platz ihrer Pati­en­ten tätig oder besu­chen sie sogar zu Hause.

Die Verdienstmöglichkeiten von Ergotherapeuten

Die Aus­bil­dung an pri­va­ten Schu­len wird nicht ver­gü­tet. Bis 2019 war es sogar üblich, dass Azu­bis ein monat­li­ches Schul­geld bezah­len muss­ten. Seit­dem über­neh­men vie­le Bun­des­län­der die Kos­ten. Aus­zu­bil­den­de kön­nen zudem Bafög bean­tra­gen. Ein­rich­tun­gen, die zum öffent­li­chen Dienst gehö­ren, zah­len eine Ausbildungsvergütung:

  • Aus­bil­dungs­jahr: 1.040 €/Monat
  • Aus­bil­dungs­jahr: 1.100 €/Monat
  • Aus­bil­dungs­jahr: 1.197 €/Monat

Das Ein­stiegs­ge­halt nach der Aus­bil­dung liegt zwi­schen knapp 2.000 bis etwa 2.700 € / Monat. Mit wach­sen­der Berufs­er­fah­rung und zusätz­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen kann das Gehalt auf mehr als 3.000 € pro Monat stei­gen. Wer sich zum Fach­wirt im Gesund­heits- und Sozi­al­we­sen wei­ter­bil­det, kann sogar mehr als 4.000 € pro Monat ver­die­nen. Die Arbeits­zei­ten der Ergo­the­ra­peu­ten sind ziem­lich regel­mä­ßig. Schicht­dienst ist sel­ten. Das wirkt sich posi­tiv auf das Fami­li­en­le­ben und die sozia­len Kon­tak­te aus.

Karrieremöglichkeiten und Perspektiven

Die Zukunft sieht für Ange­stell­te im Bereich der Ergo­the­ra­pie sehr gut aus. Der Beruf ist stark nach­ge­fragt. Das liegt unter ande­rem dar­an, dass die Men­schen immer älter wer­den und dadurch Behin­de­run­gen oder Ein­schrän­kun­gen moto­ri­scher Fähig­kei­ten bzw. psy­chi­scher Fähig­kei­ten immer häu­fi­ger werden.

Ein ande­rer Fak­tor ist die wach­sen­de Zahl der Men­schen, die am Com­pu­ter arbei­ten. Sie bewe­gen sich immer weni­ger. Als Fol­ge neh­men die soge­nann­ten Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten wie Dia­be­tes, Arte­rio­skle­ro­se oder chro­ni­sche Rücken­schmer­zen immer mehr zu. Das bedeu­tet immer mehr Arbeit für Ergotherapeuten.

Erfolg­rei­che Absol­ven­ten haben auch die Mög­lich­keit, sich selbst­stän­dig zu machen und eine eige­ne ergo­the­ra­peu­ti­sche Pra­xis zu eröff­nen. Selbst die Arbeit im Aus­land ist mög­lich. Mit einem aka­de­mi­schen Abschluss ist die Arbeit sogar außer­halb der EU möglich.

Der Ergotherapeut – Helfer auf dem Weg in die Normalität

Ein Ergo­the­ra­peut betreut sei­ne Pati­en­ten mit Hin­ga­be. Er hilft ihnen bei­spiels­wei­se mit Musik­the­ra­pie oder Übun­gen zur Ver­bes­se­rung der Fein­mo­to­rik wie­der am nor­ma­len Leben teilzunehmen.

Vie­le Ergo­the­ra­peu­ten spe­zia­li­sie­ren sich, unter ande­rem in der Behand­lung von Pati­en­ten nach Schlag­an­fäl­len oder mit ein­ge­schränk­ten Hör- oder Seh­ver­mö­gen. Der Beruf ist sehr erfül­lend, aber ver­langt auch viel Ein­satz. Es lohnt sich aber.

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