Berufsbild Schädlingsbekämpfer: Mehr als nur ein Kammerjäger
Der Beruf des Schädlingsbekämpfers ist heute wichtiger den je. Seine Aufgaben sind breit gestreut, von Privathaushalten, Landwirtschaft bis zur Industrie.
Schädlinge plagen die Menschen seit dem Beginn der Zivilisation. Schon die ersten Höhlenbewohner litten unter Schädlingen wie Läusen und Flöhen. Antike Zivilisationen verloren einen großen Teil ihrer Ernten an Schädlinge. Nicht selten waren Hungersnöte die Folge.
Eine Zeit lang sah es so aus, als könne der Mensch den Kampf gegen die Schädlinge gewinnen. Veränderte Bedingungen wie Wohnungen mit Zentralheizung mit ihren gleichmäßigen warmen Temperaturen, der großflächige Anbau von Monokulturen, der ständig wachsende internationale Reiseverkehr und auch die Erderwärmung bewirken jedoch, dass Schädlinge wieder weltweit auf dem Vormarsch sind.
Nie waren Schädlingbekämpfer wichtiger als heute. Das Berufsbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt.
Die Aufgaben eines Schädlingsbekämpfers
Schädlingsbekämpfer haben die Aufgabe, Menschen, Tiere, Pflanzen, Vorräte, ja selbst ganze Gebäude vor Schäden durch eine Vielzahl von Lebewesen zu schützen. Die Alltagsbezeichnung Kammerjäger wird dem Berufsbild nicht gerecht.
Sie ist nicht nur zu eng gefasst, sondern hat einen abwertenden Beigeschmack. Schädlingsbekämpfer sind nicht nur für die Beseitigung eines akuten Befalls, sondern auch für dessen Vorbeugung zuständig. Sie beraten Kunden über geeignete Maßnahmen, die eine übermäßige Vermehrung von Schädlingen verhindern sollen.
Wie wichtig Schädlingsbekämpfer sind, zeigen die Tatsache, dass noch heute, wie zur Zeit des alten Ägyptens, Ratten und Mäuse Vorrats- und Gesundheitsschädlinge sind, die hohe Kosten verursachen.
Schädlingsbekämpfer haben in fast allen Bereichen der Wirtschaft viel zu tun. In Krankenhäusern bekämpfen sie Pharaoameisen und Kakerlaken, in Gaststätten Ratten und Kakerlaken, in öffentlichen Räumen Tauben und in Privatwohnungen Bettwanzen.
Aus Rücksicht auf die Umwelt kommt bei der Bekämpfung die berüchtigte „chemische Keule“ nur noch dann zum Einsatz, wenn es gar nicht anders geht. Mehr und mehr arbeiten Schädlingsbekämpfer mit modernen technischen Hilfsmitteln. Sie setzen beispielsweise hoch empfindliche Mikrofone ein, um anhand von Fraß- oder Bewegungsgeräuschen herauszufinden, wo sich die Schädlinge aufhalten.
Apparate, die Ultraschall aussenden, vertreiben Schädlinge. Fallen, die mit künstlich hergestellten Lockstoffen versehen sind, locken Schädlinge an. Dadurch lässt sich Ausbreitung und Stärke des Befalls ermitteln.
Ein wichtiger Teil der Arbeit ist der Kontakt zum Kunden. Schädlingsbekämpfer sind nicht nur Dienstleister, sie sind auch als Berater tätig. Der Kunde erfährt die Ergebnisse der Untersuchungen und erhält Empfehlungen, wie ein Befall in Zukunft verhindert werden kann.
Schulische und charakterliche Voraussetzungen für den Beruf
Ein spezieller Schulabschluss wird für die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer nicht gefordert. Die meisten Azubis haben einen Hauptschulabschluss. Zu den Charaktereigenschaften, die ein Schädlingsbekämpfer haben haben muss, gehören:
- Verantwortungsbewusstsein
- Umsicht
- gute Beobachtungsgabe
- genaues, methodisches Arbeiten
- gute Kommunikationsfähigkeiten
- Verständnis für Zusammenhänge
Darüber hinaus sind gute Kenntnisse in Biologie, Chemie und Physik notwendig, um die Lebens- und Verhaltensweise der Schädlinge zu kennen und um zu wissen, wie sie am besten bekämpft werden können.
Bis heute ist der Beruf des Schädlungsbekämpfers zum großen Teil Handarbeit. Wer diese Tätigkeit ausüben will, darf keine Angst vor engen, dunklen Räumen haben. Er muss darauf gefasst sein, sich bei der Arbeit schmutzig zu machen und darf sich nicht ekeln oder empfindlich gegen Gestank sein.
Die Arbeit erfolgt oft unter erschwerten Bedingungen mit Schutzanzug und Atemschutz. Zur Tätigkeit gehört auch der Umgang mit giftigen Chemikalien, ihre sachgerechte Lagerung, Anwendung und Entsorgung.
Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer
Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer dauert 3 Jahre. Es handelt sich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf im dualen System. Das bedeutet, der theoretische Unterricht findet an einer Berufsschule statt, die praktische Ausbildung in einem Ausbildungsbetrieb. Zu den in der Berufsschule gelehrten Fächern gehören unter anderem:
- allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Wirtschafts- und Sozialkunde
- Maßnahmen im Gesundheitschutz
- Maßnahmen im Vorratsschutz
- Vorgehen in Betrieben, die Lebensmittel verarbeiten
- Schädlingsbekämpfung in der Land- und Forstwirtschaft
Die praktische Ausbildung im Betrieb ist vielseitig. Die angehenden Schädlingsbekämpfer lernen zum Beispiel:
- Erkennen und Bestimmen von Schädlingen
- Einschätzung von Ort und Stärke des Befalls
- Auswahl der effektivsten Methoden zur Bekämpfung
- Umgang mit Giften und Schadstoffen
- Handhabung der Geräte zur Schädlingsbekämpfung
- rechtliche Grundlagen und Normen der Maßnahmen
- Betreuung und Beratung der Kunden
- Umweltschutz
Die Bewerbung erfolgt in der Regel noch immer in der klassischen, schriftlichen Form. Eine Online Bewerbung ist in diesem Beruf eher unüblich.
Einsatzstellen von Schädlingsbekämpfern
Die meisten Schädlingsbekämpfer arbeiten in Dienstleistungsbetrieben für Schädlingsbekämpfung oder bei Reinigungsdienstleistern, die diese Art von Service anbieten.
Darüber hinaus erfolgt der Einsatz auch in Betrieben, die Mittel zur Schädlingsbekämpfung herstellen oder testen sowie bei Gesundheits‑, Landwirtschafts‑, Pflanzenschutz- und Forstämtern.
Verdienstmöglichkeiten
Es wird zwar eine Ausbildungsvergütung bezahlt, für den Beruf gibt es aber keinen Ausbildungs-Tarifvertrag und somit keine einheitliche Regelung. Die Bruttovergütung laut Tarif liegt momentan bei 15,47 €/Stunde (Quelle Arbeitsagentur).
Die Angabe ist eigentlich nur wenig aussagekräftig, weil die meisten Schädlingsbekämpfer als Selbstständige tätig sind. Sie handeln üblicherweise mit dem Kunden einen Festpreis aus. Der Preis richtet sich nach Umfang und Art der Arbeiten.
Bei besonders schweren Bedingungen werden Zuschläge vereinbart. Als Selbstständiger liegen die Verdienstmöglichkeiten über dem Tariflohn.
Schädlingsbekämpfer – ein Beruf mit Zukunft
Eine Tätigkeit als Schädlingsbekämpfer lohnt sich. Die Nachfrage nach Fachkräften zur Schädlingsbekämpfung wächst bereits seit Jahren, weil auch Probleme mit Schädlingsbefall immer mehr anwachsen.
Gleichzeitig hat die Branche Nachwuchssorgen, weil der Beruf ein Imageproblem hat. Wer sich aber nicht ekelt und keine Angst davor hat, sich schmutzig zu machen, kann sich als Schädlingsbekämpfer eine gesicherte Existenz aufbauen und eventuell eines Tages seine eigene Firma gründen. Die Aussichten für die Zukunft sehen gut aus, auch längerfristig.