Wie schlimm ist die coronabedingte Wirtschaftskrise?
Die Weltwirtschaftskrise ist ein ökonomischer Begriff, der uns immer wieder in den Medien und im Alltag begegnet. Doch wann sprechen wir eigentlich von einer Krise in der Weltwirtschaft? Welche Auswirkungen hat sie auf die Welt und unser Sozialleben? Und stehen wir aktuell wieder vor einer großen Krise?
Definition Weltwirtschaftskrise
Im allgemeinen Verständnis spricht man von einer Weltwirtschaftskrise, wenn in der globalen Wirtschaft, also im Welthandel, in der globalen Produktion aber auch bei internationalen Finanzströmen, ein weitgehender Zusammenbruch zu vermerken ist.
Die Folgen daraus betreffen alle oder zumindest die meisten Länder der Erde, weswegen es auch Weltwirtschaftskrise heißt.
Definition Weltwirtschaftskrise als geschichtliches Ereignis
Neben einer allgemeinen Definition von Weltwirtschaftskrise, spricht man im Zusammenhang mit dem Begriff oft von einem speziellen historischen Ereignis, also von der Weltwirtschaftskrise.
Gemeint ist damit der Zusammenbruch der Wirtschaft Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieser begann im Oktober 1929 mit dem New Yorker Börsencrash eingeläutet am Black Thursday (Schwarzer Donnerstag) und Black Tuesday (Schwarzer Dienstag).
Was ist am Black Thursday und Black Tuesday passiert?
Stattgefunden hat der Schwarze Donnerstag am 24. Oktober 1929. Bereits Wochen zuvor ist ein erheblicher Rückgang des Dow-Jones-Index* verzeichnet worden.
*Der im Englischen als Dow Jones Industrial Average (DJIA) bezeichnete Index wurde von den Gründern des Wall Street Journals erstellt, um die Entwicklung des US-amerikanischen Aktienmarktes zu messen.
Durch lange Stabilität und Wachstum löste dessen plötzlicher Rückgang Panik unter den Anlegern aus. Die Folgen bündelten sich am sogenannten Schwarzen Dienstag, den 29. Oktober, als alle Investoren gleichzeitig versuchten ihre Aktien zu verkaufen und damit einen Börsencrash auslösten.
Dieser Crash gilt als Hauptursache der Great Depression in den USA und der Weltwirtschaftskrise. Das Fallen der Kurse und Preise, bezeichnet als Baisse, traf 1932 auf ihren Tiefpunkt. Die Aktien verloren bis dahin fast 90 Prozent ihres Wertes.
Welche Auswirkungen hatte die Weltwirtschaftskrise auf das erste Drittel des 20. Jahrhunderts?
Wie bereits erwähnt gilt das Jahr 1932 als Tiefpunkt der Krise. Die wirtschaftliche Gesamtleistung nahm deutlich ab. Grund dafür war der starke Rückgang der Industrieprodukte sowie der internationalen Finanzströme und des Welthandels. Weitere Merkmale waren:
- Bankenkrisen
- Deflationsspirale
- Schuldendeflation
- Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen
Aber auch Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend und die damit einhergehenden Zweifel an Staat und Politik waren aufkommende Auswirkungen.
Die starke Depression wurde als Weltwirtschaftskrise bekannt, da sie nahezu alle Staaten betraf, wenn auch einige früher oder auch länger als andere und mit unterschiedlicher Intensität.
Welche Lösungen und Chancen entstanden durch die Krise?
Zur Stabilisierung wurde eine stärkere Regulierung der Wirtschaft veranlasst. Finanzmarktaufsichten und Bankenregulierungen wurden eingeführt. In den USA, die bis dato noch keine gesellschaftliche Absicherung in Form eines Sozialstaates aufwiesen, wurde unter dem damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt der New Deal in Gang gesetzt – eine Wirtschafts- und Sozialreform. Beispielsweise wurden Gewerkschaften gestärkt und man verabschiedete sich von Goldstandards die als Mitursache der Weltwirtschaftskrise gelten.
Die Sozial- und Wirtschaftsreformen in vielen Staaten der Erde sind die bedeutendsten Chancen, die aus der Weltwirtschaftskrise entstanden sind. Länder der ganzen Welt bauten Systeme für einen Sozialstaat auf, um Unternehmen und Mitbürger bei einer erneuten Depression besser auffangen zu können.
Die Auswirkungen auf Deutschland
Deutschland schien sich zunächst recht gut von der Weltwirtschaftskrise zu erholen und erreichte 1936 als eines der ersten Länder wieder Vollbeschäftigung. Allerdings war die Arbeitslandschaft auch von schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen geprägt.
Die Einführung der Wehrpflicht 1935 verursachte weitere Probleme auf Arbeitnehmerseite und die Demokratie litt unter der Unzufriedenheit des Volkes und konnte nicht aufrecht erhalten werden.
Wie ist der heutige Stand?
Die Weltwirtschaftskrise ist aktuell wieder ein brisantes Thema. Grund dafür sind große Ähnlichkeiten auf den Finanzmärkten zu der Zeit vor der großen Depression Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre.
Damals wie heute kam es zur erhöhten Verschuldung, da beispielsweise viele Aktienspekulationen auf Kredit getätigt wurden. Zudem machen sich Aktienrückläufe bemerkbar. Aktuell befinden wir uns in einer Rezession. Die Prognose von Wirtschaftsforschern bezüglich des Rückgangs der Wirtschaftsleistung reichen von 1,5% bis zu 6%.
Zum Vergleich: Das weltweite BIP ging während der großen Rezension von 2008 bis 2009 um weniger als 1% zurück, während die Great Depression Anfang der 1930er Jahre das weltweite BIP um ca. 15% sinken ließ.
Löst Corona eine neue Weltwirtschaftskrise aus?
Der eingeläutete Lockdown während der Coronakrise verursachte weltweit einen wirtschaftlichen Rückgang. Die Politik steht vor der Aufgabe Schäden einzudämmen. Vor allem sollen Selbständige sowie kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt werden, um diese vor Insolvenz zu bewahren. Liquiditätshilfen sollen eine Insolvenzwelle aufhalten. Eine Weltwirtschaftskrise, wie es sie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab, ist allerdings nicht zu erwarten.
Fazit: Leichter Optimismus in Krisenzeiten
Der Vergleich unserer heutigen Situation mit der aus den 1920–30er Jahren ist durchaus berechtigt, da viele Parallelen bestehen.
Allerdings haben sich die Länder der Welt seit und vor allem dank der großen Weltwirtschaftskrise in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Sozialstaat-Systeme sorgen für wirtschaftliche und soziale Auffanghilfen.
Aufsichtsposten und Regulierungen verhindern abnorme Zinserhöhungen, welche die Verschuldungsspirale sonst vorantreiben würden. Es scheint als müssten sich Teile der Weltwirtschaft nur eine gewisse Zeit über Wasser halten.
Denn die gleichen Wirtschaftsforscher, die einen hohen wirtschaftlichen Rückgang für 2020 prophezeien, spekulieren bereits auf einen erneuten Wachstumssprung um 7,2 bis 10,9 Prozent im Jahr 2021.