Stressbewältigung am Arbeitsplatz
Stress im Job kann das Leben schwer machen. Seine negativen Folgen zeigen sich, wenn er längere Zeit anhält und Sie nicht richtig damit umgehen. Wird Stressbewältigung nicht ernst genommen, kann er schlimmstenfalls zum Burnout oder gar zur Berufsunfähigkeit führen.
In unserem Jobratgeber erklären wir Ihnen, wie »Stress« definiert wird, wie Sie erkennen, dass Sie gestresst sind und was Sie dagegen unternehmen können.
Was ist Stress?
Das englische Wort »Stress« bedeutet so viel wie Druck oder Anspannung. Es handelt sich um eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine außergewöhnliche Situation. In der Natur entwickeln Lebewesen Stress, um mit Gefahrensituationen besser fertig zu werden.
Sogar positive Situationen wie Sex können Stress auslösen. Ob eine Situation als stressig angesehen wird, entscheidet das Gehirn. Physiologisch passiert bei Stress folgendes:
- Der Herzschlag beschleunigt sich.
- Der Blutdruck steigt an.
- Die Atmung wird schneller.
- Die Muskeln werden angespannt.
All das sind natürliche Reaktionen des Körpers. Sie sollen ihn in die Lage versetzen, entweder zu flüchten oder sich zu verteidigen. Wenn die Ausnahmesituation vorbei ist, kehrt der Körper wieder in den Normalzustand zurück. An und für sich ist Stress eine positive Sache. Er ermöglicht dem Lebewesen, aus einer Gefahrensituation zu entkommen und am Leben zu bleiben.
Warum wird Stress dann so negativ bewertet?
Es liegt an der modernen Gesellschaft, dass von Kollegen Augenbrauen hochgezogen werden, wenn man über Stress klagt. Dabei ist Stressbewältigung ein wichtiges Thema, denn bei Krankankassen sind psychische Überlastungsstörungen eine der häufigsten Gründe für Krankschreibungen. Umfragen zufolge leiden mehr als die Hälfte aller Deutschen unter Stress. Das zieht sich durch alle Altersgruppen und Schichten.
Arbeitnehmer, Manager, Freiberufler, Schüler und Studenten, ja selbst Rentner und Arbeitslose können unter Stress leiden. Der Hauptgrund dafür ist, dass heutzutage eine stark ausgeprägte Leistungsgesellschaft und Informationsüberflutung unser Leben beeinflusst.
Hinzu kommt ein aufgrund moderner Technik gegebener, kontinuierlicher Vergleich mit anderen Personen. Die Zufriedenheit mit den eigenen und selbst erreichten Arbeiten sinkt, da einem regelmäßig etwas noch scheinbar besseres vor Augen gehalten wird und die vormals erreichten Ziele, vom Wert her schmälert.
Die häufigsten Ursachen von Stress
Ständige Erreichbarkeit
An erster Stelle steht die permanente Erreichbarkeit. Über moderne Medien wie Messengerdienste oder die Sozialen Medien ist eine ständige Erreichbarkeit gegeben. Einfach so, dass Mobiltelefon ausschalten, wird zu dem in der Gesellschaft als Unregelmäßigkeit gesehen und führt zu Nachfragen zu der persönlichen Situation.
Neben der regelrechten Sucht nach sozialen Medien und dem Schreiben von Nachrichten und Statusmeldungen kann auch das Erklären oder gar die Sorge vor der Erklärung der Nichterreichbarkeit für eine Stressausschüttung sorgen.
Hohe Anforderungen
Der harte Wettbewerb zwischen den Firmen veranlasst Arbeitgeber, an ihre Arbeitnehmer immer höhere Anforderungen zu stellen. Ein immer größeres Arbeitspensum soll in immer kürzerer Zeit erledigt werden.
Auch hier dienen eigentlich nützliche moderne Geräte vermehrt dazu, dass Terminkalender sich verdichten und sinnvolle Pausen am Tag deutlich verkürzt werden. Per Smartphone ist eine ständige Erreichbarkeit gegeben und das Abschalten vom Arbeitsalltag fällt schwerer und muss teilweise gezielt erlernt werden.
Termin- & Leistungsdruck
Vermehrt sollen anfallende Aufgaben sofort erledigt werden, um immer kürzer andauernde Zeitfenster von zum Beispiel Trends auszunutzen oder Kundenwünsche zu erfüllen. Wartezeiten sind in der heutigen Gesellschaft nicht gerne gesehen und der Konkurrenzdruck in vielen Branchen ist hoch.
Gesellschaftlich wird eine schnelle Ausführung, bei guter Qualität abverlangt. Oftmals kommt hierbei noch die Reduzierung von Ressourcen hinzu, sodass eine Arbeitsverdichtung auftritt. Dies führt zu dem zeitgleichen Abarbeiten mehrere Aufgabenstellungen und eine dadurch komplexere Arbeit im Ganzen.
Zusätzlich hierzu tritt die Sorge ein, durch eine vermeintliche Schlechtleistung seine Arbeit zu verlieren und somit auch im privaten Bereich vor größeren Änderungen zu stehen. Aber auch im Privatleben ist die Freizeit oft verplant, sodass ruhige Phasen zur körperlichen Erholung rar werden.
Job und Privatleben werden unvereinbar
Durch die zunehmende Vermischung von Privat- und Berufsleben, zum Beispiel durch Home-Office Tätigkeit, finden berufliche Themen Zugang zu den eigenen vier Wänden. Die gesparte Fahrzeit wird oftmals für die Bearbeitung beruflicher Themen verwendet.
Dies sorgt zwar für ausbleibende Fahrwege und weniger Pendlerstress, jedoch für einen längeren Arbeitstag, oftmals auch zu längeren Arbeitszeiten, da die Fertigstellung einer Aufgabe nur noch wenige Minuten entfernt ist und so scheinbar die kommenden Tage entspannter werden kann.
In der Regel fallen hier jedoch schon wieder neue Aufgaben an. Diese Mehrbelastung und fehlende Entspannung auf den Rückwegen von der Arbeitsstätte führen zu einer zusätzlichen Belastung.
Neben diesen sozialen Ursachen von Stress kommen auch viele individuellen Probleme infrage:
- gesundheitliche Probleme
- Schulden
- Beziehungsprobleme oder Ärger mit den Kindern
- ständige Unterbrechungen
- zu hoch gesetzte eigene Ansprüche
- schlechte Arbeitsbedingungen (Lärm, Staub, Hitze, Schichtarbeit)
- keine Anerkennung
- Mobbing
Welche sind die häufigsten Stresssymptome?
Anhaltender Stress äußert sich in einer Reihe von Symptomen.
Kopfschmerzen
Das ständige Grübeln und pausenlose Beschäftigung mit Problemen führen zusammen mit Muskelverspannungen zu permanenten Kopfschmerzen. Das kann einen Missbrauch von Schmerzmitteln auslösen.
Konzentrationsstörungen
Betroffene können sich nicht mehr auf eine Angelegenheit konzentrieren, werden vergesslich, nervös und reizbar.
Schlafstörungen
Das Symptom ist typisch für Stress. Betroffene kommen erschöpft nach Hause. Wenn sie abends ins Bett gehen, können sie aber nicht einschlafen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wie eingangs erwähnt, erhöht sich bei Stress der Blutdruck. Geschieht das über einen längeren Zeitraum, wächst das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts. Symthome sind immer häufiger auftrendes, starkes Herzklopfen oder gar Herzrasen und ein unspezifisches Druckgefühl in der Brust.
Andere Symptome sind beispielsweise:
- Appetitlosigkeit
- Magen-Darm-Störungen
- Erektionsstörungen
- Angstzustände
- permanente Müdigkeit
- innere Unruhe
- Sodbrennen
Unbehandelt kann chronischer Stress zu einer klinischen Depression oder zum Burnout führen.
Was kann man gegen Stress tun?
Die Stresssymptome zu bekämpfen, bringt nichts, solange Sie nichts gegen die Ursachen unternehmen. Im Gegenteil, dadurch können zusätzliche Probleme entstehen. Sie müssen versuchen, die Gründe der stressigen Situationen ausfindig machen und das Übel an der Wurzel packen.
Folgende Dinge können Sie jedoch tun, um beruflichen Stress etwas abzufedern.
Bewegung
Sich zu bewegen ist eines der besten Mittel gegen Stress, weil es die normale Reaktion des Körpers ist. Durch Bewegung werden die ausgeschütteten Stresshormone abgebaut und der Blutdruck gesenkt. Sie müssen nicht gleich einen Dauerlauf machen, ein kleiner Spaziergang genügt auch.
Pause machen
Viele Menschen, die unter Stress stehen, stürzen sich noch tiefer in die Arbeit. Dadurch setzen sie sich noch mehr unter Druck. Besser ist es, von Zeit zu Zeit eine kurze Pause einzulegen und sie zur Entspannung zu nutzen. Das hilft dem Körper, wieder den Normalzustand zu erreichen.
Über Stress reden
Sprechen Sie mit Personen Ihres Vertrauens über Ihre Sorgen und Probleme. Selbst wenn der Andere Ihnen nicht helfen kann, ist es doch gut, sich das Herz auszuschütten. Unter Umständen erhalten Sie auf diese Art vielleicht sogar einen guten Rat oder einen Tipp, wie Sie mit der Situation fertig werden können.
Stressball
Die kleinen Dinger sind mehr als nur Spielzeuge. Der Stressball kann wirklich dabei helfen, Stress abzubauen. Untersuchungen bei Sportlern haben ergeben, dass sie nach der Benutzung eines Stressballs konzentrierter spielen konnten und weniger Fehler machten. Damit der Stressball effektiv ist, sollten Sie die richtige Hand wählen. Bei Rechtshändern ist das die linke.
Lächeln
Selbst wenn Ihnen gar nicht danach ist, sollten Sie bei Stress lächeln. Durch das Lächeln, auch wenn es „unecht“ ist, werden Glückshormone ausgeschüttet. Dadurch fühlen Sie sich automatisch besser.
In Kursen oder Selbsthilfegruppen können Sie darüber hinaus verschiedene Entspannungstechniken lernen.
Stress vermeiden
Der beste Weg, mit Stress umzugehen, besteht darin, ihn zu vermeiden. Leben Sie gesund und lassen sich nicht so leicht unter Druck setzen. Im Job müssen Sie lernen, auch mal Nein zu sagen. Versuchen sie, stressige Situationen zu entschärfen. Oft hilft schon eine offene Aussprache mit dem Chef oder den Kollegen. Wenn nichts mehr fruchtet, kann ein Jobwechsel der passende Ausweg sein.
Fazit: Stressbewältigung klappt meistens nur gemeinsam im Team
Ein gewisses Maß an Stress ist gesund, weil er die Leistungsbereitschaft weckt und belebend wirkt. Stress wird dann schädlich, wenn er zum Dauerzustand wird. Er setzt Reaktionen in Gang, die zu gesundheitlichen Schäden führen können.
Durch Stressbewältigung verringern Sie psychisch und physisch belastenden Stress oder schaffen es sogar, diesen ganz abzubauen. Spätestens, wenn Sie merken, dass Sie sich in einer dauerhaften, nicht endenden Stresssituation befinden, ist es Zeit zu handeln.
Die Symptome von negativem Stress zu bekämpfen bringt nichts. Reden Sie sich nicht ein, dass Sie noch mehr arbeiten müssen, um das Arbeitspensum zu schaffen. Versuchen Sie stattdessen, die Stressoren (Ursachen) zu erkennen und lösen Sie diese gemeinsam mit Ihrem Arbeitgeber und / oder ihren Kollegen. Es gibt jedoch eine Reihe von Methoden, mit denen Sie gegen den Stress angehen können.