Als mobile Selbstständige im Ausland arbeiten
Die zunehmende Digitalisierung hat eine neue Gruppe von Freiberuflern entstehen lassen: Digitale Nomaden. Sie verbinden Arbeiten mit Reisen.
In diesem Jobratgeber haben wir für Sie zusammengefasst, welche Möglichkeiten man hat, mobil im Ausland zu arbeiten, welche Vorteile und Risiken sich ergeben und was bei diesem Arbeitsmodell zu beachten ist.
Was sind digitale Nomaden?
Mit dem Begriff »digitale Nomaden« wird eine ganz neue Kategorie von Selbstständigen bezeichnet, die erst in den letzten Jahren entstanden ist. Digitale Nomaden haben keinen festen Wohnsitz. Sie verdienen sich ihr Geld mit Onlinejobs, zum Beispiel:
- Übersetzer
- Texter
- Softwareentwickler
- Programmierer
- Freier Reporter oder Berichterstatter
- Affiliate Marketing
- Blogger
- Designer
- Illustrator
- Hoteltester
- Fotograf / Stockfotograf
und viele andere mehr.
Da immer mehr Unternehmen im Internet präsent sind, wächst auch der Bedarf nach digitalen Dienstleistungen. Mobile Selbstständige decken diesen Bedarf. Ihr wichtigstes Arbeitsmittel ist ihr Laptop.
Außerdem benötigen sie lediglich Zugang zum Internet. Den finden sie über eine WLAN-Verbindung. Bessere Hotels auf der ganzen Welt bieten heute ihren Gästen WLAN an, oft sogar kostenlos. Darüber hinaus gibt es Hotspots in Einkaufszentren, Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln, Bahnhöfen, Flughäfen und in der Nähe bedeutender touristischer Sehenswürdigkeiten.
Digitale Nomaden nutzen diese Angebote, um zu arbeiten. Ausländische Besucher dürfen in viele Länder ohne Visum einreisen und sich dort eine bestimmte Zahl von Tagen aufhalten. Diese Bestimmung nutzen digitale Nomaden aus. Nach Ablauf der Frist ziehen sie einfach weiter in ein anderes Land.
Welche Vorteile haben mobile Selbstständige?
Mehr Selbstbestimmung
Mobile Selbstständige können arbeiten, wo und wann sie wollen. Sie können im Homeoffice in Deutschland tätig sein oder auf der Blumeninsel Madeira oder in Thailand oder in Spanien bzw. Kolumbien. Darüber hinaus arbeiten mobile Selbstständige so oft und so lange wie sie wollen.
Geo-Arbitrage
Damit ist das unterschiedliche Lohnniveau gemeint. Digitale Nomaden arbeiten in Ländern mit hohem Lohnniveau wie Deutschland und werden nach den dortigen Marktpreisen bezahlt. Sie leben aber in Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten wie Indonesien, Vietnam oder Paraguay, in denen die Kaufkraft ihres Einkommens viel höher als in Deutschland ist.
Steuern sparen
Vorausgesetzt mobile Selbstständige melden sich an ihrem letzten deutschen Wohnort ab, sind sie in vielen Fällen in Deutschland nicht mehr steuerpflichtig. Allerdings ist das nicht immer der Fall. Eventuell fallen am Aufenthaltsort Steuern an.
Neue Eindrücke
Digitale Nomaden führen kein langweiliges Leben. Sie lernen neue Menschen und Kulturen kennen und sehen Orte, die andere Menschen nur aus dem Fernsehen kennen. Im Laufe der Zeit entwickeln sie ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf der ganzen Welt.
Welche Nachteile hat die mobile Selbstständigkeit?
Keine soziale Absicherheit
Da Selbstständige dieser Kategorie keinen Wohnsitz in Deutschland mehr haben, können sie auch keine Sozialleistungen in Anspruch nehmen. Es gibt weder ALG I noch ALG II oder Kindergeld, Pflegegeld oder Elterngeld. Fallen die Einkünfte weg, erhalten sie keine Unterstützung.
Komplette Eigenverantwortung
Digitale Nomaden müssen sich selbst um ihre Krankenversicherung und Altersvorsorge kümmern. Alle Beiträge müssen selbst finanziert werden. Es gibt keine staatliche Unterstützung.
Schwankendes Einkommen kombiniert mit hohen Ausgaben
Zumindest am Anfang der Tätigkeit ist es schwer zu prognostizieren, wie hoch die Einnahmen sind. Dem stehen jedoch relativ hohe Ausgaben für Hotelunterkünfte und Flugtickets gegenüber.
Mangelnde soziale Kontakte
Da digitale Nomaden höchstens ein paar Monate an einem Ort bleiben, ist es schwer, soziale Beziehungen zu den Einheimischen herzustellen. Das gilt besonders für Leute, die als Single unterwegs sind.
Wo sind digitale Nomaden besonders willkommen?
Mobile Selbstständige bevorzugen Städte mit guter technischer Infrastruktur, niedriger Kriminalität und guter Lebensqualität. Die Ansprüche sind jedoch individuell sehr verschieden. Ein guter Maßstab sind die Lebenshaltungskosten für Singles pro Monat. In Berlin betragen sie 1.557 €.
- San Diego (USA): 2.455 €
- Wellington (Neuseeland): 1.921 €
- Buenos Aires (Argentinien): 1.673 €
- Lissabon (Portugal) 1.197 €
- Kapstadt (Südafrika): 1.102 €
- Las Palmas (Spanien, Gran Canaria): 1.016 €
Es gibt jedoch auch wesentlich günstigere Städte, in denen digitale Nomaden arbeiten können:
- Medellin (Kolumbien): 443 €
- Chiang Mai (Thailand) 553 €
- Florianopolis (Brasilien): 697 €
- Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam): 709 €
- Budapest (Ungarn): 806 €
- Phuket (Thailand): 843 €
Die Krankenversicherung
Sie benötigen eine Krankenversicherung. Selbst wenn Sie jung und gesund sind, wäre es Leichtsinn, darauf zu verzichten. Ein Unfall kann sich überall und zu jeder Zeit ereignen. In tropischen Ländern kursieren zudem Krankheiten wie Malaria, Ruhr und Cholera. Das Leitungswasser ist nicht unbedingt trinkbar, sondern kann Krankheiten übertragen.
Für die Krankenversicherung gibt es 2 Optionen. So lange Sie noch in Deutschland sind, können Sie eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Deren maximale Laufzeit beträgt 5 Jahre. Sie kommt nicht für Behandlungen in Deutschland auf. Alternativ gibt es eine internationale Krankenversicherung.
Sie ist unbefristet und gilt weltweit. Die Beiträge sind allerdings höher. Selbst mit Krankenversicherung sollten Sie immer Geldreserven zur Verfügung haben. In vielen Ländern müssen Sie zunächst die Behandlung bezahlen. Später können Sie sich das Geld von der Versicherung zurückholen.
Abmeldung
Bevor Sie Deutschland verlassen, sollten Sie sich bei den Behörden abmelden. Dadurch vermeiden Sie Probleme mit dem Finanzamt. Sie können den Nachweis zum Beispiel durch ein One-Way Flugticket oder die Kündigung Ihrer Wohnung erbringen.
Vergessen Sie auch nicht, sich überall abzumelden. Sie vermeiden dadurch, bei einer Rückkehr nach Deutschland mit Forderungen von Stromanbietern oder der GEZ konfrontiert zu werden. Veranlassen Sie die Weiterleitung von Post an eine Vertrauensperson.
Fazit: Mobile Selbstständigkeit – die Welt wird zum Arbeitszimmer
Als mobiler Selbstständiger können Sie praktisch überall arbeiten, wo es WLAN gibt. Sie bestimmen selbst über ihr Leben und entscheiden, wo, wann und wie viel Sie arbeiten. Immer mehr junge Menschen interessieren sich für diese Lebensweise. Sie ist sehr abwechslungsreich und verspricht viele Abenteuer, birgt allerdings auch Risiken.
Singles und junge Paare können als digitale Nomaden die Welt entdecken. Wer jedoch eine Familie gründen möchte, wird sich wahrscheinlich früher oder später dafür entscheiden, einen festen Wohnsitz zu haben. Das muss nicht unbedingt in Deutschland sein.
Weiterführende Links:
- kv-fux.de: Zusatzversicherung – Digitale Nomaden
- dae.com: Leben und arbeiten im Ausland ‑Als digitaler Nomade im Ausland arbeiten
- selbststaendig.de: Schönste Städte für mobile Selbststaendige
- unaufschiebbar.de: Ortsunabhängig arbeiten – Digitale Nomaden