Warum viele Senioren wieder ins Arbeitsleben zurückkehren

Sta­tis­ti­sche Anga­ben bele­gen es schwarz auf weiß. Immer mehr Rent­ner arbei­ten. Im Jahr 2000 waren 3 Pro­zent der Alters­rent­ner in den ers­ten 3 Jah­ren nach Beginn der Ren­te noch berufs­tä­tig. Im Jahr 2018 stieg der Anteil auf 8 Prozent.

Das ent­spricht 1,45 Mil­lio­nen Rent­ner. Noch nie war die­se Zahl so hoch. Das Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­ri­um erwar­tet, dass sie wei­ter ansteigt. Es gibt eine gan­ze Rei­he von Grün­den, aus denen Men­schen trotz Ren­te noch arbei­ten. Eini­ge davon sind objek­ti­ver, ande­re sub­jek­ti­ver Natur.

In die­sem Rat­ge­ber- Bei­trag beschäf­ti­gen wir uns mit der Fra­ge, ob und war­um es sinn­voll ist, auch im Senio­ren- Alter zu arbeiten.

Objektive Gründe, warum Rentner arbeiten

Das Durch­schnitts­al­ter der deut­schen Bevöl­ke­rung steigt wei­ter an. Es gibt daher immer mehr Rent­ner. Der Staat hebt zwar das Ein­tritts­al­ter in die regu­lä­re Alters­ren­te immer mehr an, auf der ande­ren Sei­te sinkt aber das tat­säch­li­che Ein­tritts­al­ter ab.

Kaum ein Indus­trie­ar­bei­ter arbei­tet heu­te noch bis zum voll­ende­ten 65. Lebens­jahr. Immer mehr gehen eher in Ren­te, selbst wenn sie dadurch Abzü­ge in Kauf neh­men müssen.

Auf der ande­ren Sei­te sind heu­ti­ge Rent­ner in Durch­schnitt viel fit­ter und gesün­der als noch die Rent­ner vor einer Genera­ti­on. Kör­per­lich und geis­tig füh­len sich 65- oder auch 70-jäh­ri­ge noch lan­ge nicht als »altes Eisen«. Auf vie­len Gebie­ten kön­nen Sie durch­aus mit jün­ge­ren Arbeit­neh­mern mithalten.

Die tech­ni­sche Ent­wick­lung för­dert zudem eine län­ge­re Lebens­ar­beits­zeit. Der Anteil kör­per­li­cher Arbeit nimmt immer wei­ter ab. Der Anteil geis­ti­ger oder schöp­fe­ri­scher Arbeit steigt. Natür­lich ist es ein­leuch­tend, dass kein 70-jäh­ri­ger mehr auf dem Bau arbei­ten oder am Fließ­band ste­hen kann.

Bei den Büro­be­ru­fen oder Tätig­kei­ten, bei denen es um Über­wa­chung geht, sieht das anders aus. Dort ist das Alter weni­ger ent­schei­dend. Im Gegen­teil, in bestimm­ten Beru­fen, wie zum Bei­spiel bei Anwäl­ten, eini­gen Inge­nieu­ren oder Ärz­ten haben Älte­re durch ihre gro­ße Berufs­er­fah­rung und guten Kon­tak­te sogar Vor­tei­le gegen­über jün­ge­ren Arbeitnehmern.

Ein ande­rer Grund ist auch der Fach­kräf­te­man­gel. Arbeit­neh­mer in ver­ant­wor­tungs­vol­len Posi­tio­nen wer­den nicht sel­ten von ihrem Chef gebe­ten, auch nach dem Beginn der Ren­te wei­ter zu arbei­ten. Nicht sel­ten stel­len sie ihre Erfah­run­gen und ihr Fach­wis­sen als Bera­ter zur Verfügung.

Subjektive Gründe, um trotz Rente noch zu arbeiten

Vie­le Men­schen bezie­hen eine so klei­ne Ren­te, dass sie zum Leben nicht aus­reicht. Sie sind dazu gezwun­gen, sich zusätz­li­ches Ein­kom­men zu suchen. Das betrifft Men­schen, die lan­ge nur gering­fü­gig beschäf­tigt waren oder Mini­jobs hat­ten. Dadurch sind die Ren­ten­an­sprü­che nur gering. Vie­le Frau­en waren wegen der Kin­der lan­ge Jah­re daheim. Auch das wirkt sich nega­tiv auf die Höhe der Ren­te aus.

Zu die­ser Grup­pe zäh­len eben­falls vie­le Selbst­stän­di­ge. Sie haben gar nicht oder nur wenig in eine Alters­vor­sor­ge inves­tiert und bekom­men des­we­gen nur eine Mini­ren­te. Das zwingt sie dazu, auch nach dem Ein­tritt in das Ren­ten­al­ter wei­ter zu arbeiten.

Die Zahl der Men­schen, die wei­ter­ar­bei­ten müs­sen, weil sie kei­nen Nach­fol­ger fin­den kön­nen, wächst stän­dig an. Das betrifft beson­ders All­ge­mein­me­di­zi­ner, man­che Fach­ärz­te aber auch gewöhn­li­che Hand­wer­ker. Vie­le arbei­ten selbst im hohen Alter noch immer, weil sie sich ihren Kun­den bzw. Pati­en­ten ver­pflich­tet fühlen.

Wie arbeiten Rentner?

Nur weni­ge Rent­ner arbei­ten in Voll­zeit. Vie­le arbei­ten Teil­zeit, haben einen Mini­job oder sind gering­fü­gig beschäf­tigt. Nicht sel­ten haben sie Aushilfsjobs.

Ihr frü­he­rer Chef bit­tet sie in die Fir­ma zu kom­men um bei­spiels­wei­se eine Ver­tre­tung bei Urlaub oder Krank­heit zu über­neh­men oder um ein eili­ges Pro­jekt fer­tig zu stellen.

Lei­der wächst jedoch auch die Zahl der Rent­ner, die sich mit wenig erfül­len­den Tätig­kei­ten wie Rega­le auf­fül­len oder Zei­tun­gen aus­tra­gen, über Was­ser hal­ten müssen.

Arbeiten im Alter – Beide Seiten profitieren

Sowohl der Arbeit­ge­ber als auch der arbei­ten­de Rent­ner pro­fi­tie­ren von dem Arran­ge­ment. Vor­aus­ge­setzt der Rent­ner bezieht bereits regu­lä­re Alters­ren­te, muss der Arbeit­ge­ber für ihn deut­lich weni­ger Sozi­al­ab­ga­ben bezah­len als für jün­ge­re Arbeitnehmer.

Dazu kommt, dass Rent­ner in anspruchs­vol­len Tätig­kei­ten in ihren 35 und mehr Berufs­jah­ren vie­le Erfah­run­gen sam­meln konn­ten, die sie gezielt zum Wohl der Fir­ma ein­set­zen können.

Dar­über hin­aus sind Rent­ner zuver­läs­si­ger. Sie mögen zwar lang­sa­mer arbei­ten, dafür müs­sen sie sich aber kaum um kran­ke Kin­der küm­mern und kom­men auch nicht wegen einer Par­ty am Vor­tag ver­ka­tert zur Arbeit.

Vie­le Rent­ner gehen wei­ter arbei­ten, weil es ihnen ein­fach Spaß macht. Sie haben gute sozia­le Kon­tak­te zu den Arbeits­kol­le­gen. Sie füh­len sich gebraucht und ihr Rat ist gefragt. Das trägt sehr zum kör­per­li­chen und geis­ti­gen Wohl­be­fin­den bei. Dazu kommt, dass sie sich durch die Arbeit regel­mä­ßig bewegen.

Selbst wenn es nur ein Büro­job ist, legen sie viel­fach den Weg zur Arbeit zu Fuß oder mit dem Fahr­rad zurück und lau­fen auch wäh­rend der Arbeit herum.

Zusammenfassung – Das positive Gefühl, gebraucht zu werden

Im Grun­de genom­men braucht heu­te fast nie­mand zwin­gend aus finan­zi­el­len Grün­den im Ren­ten­al­ter zu arbei­ten. Wes­sen Ren­te zum Leben nicht aus­reicht, kann die Grund­si­che­rung im Alter bean­tra­gen. Ab 2020 soll die Grund­ren­te ein­ge­führt wer­den, die das Pro­blem hof­fent­lich lösen oder zumin­dest mil­dern wird.

Trotz­dem wird die Zahl der arbei­ten­den Rent­ner wei­ter anstei­gen, weil immer mehr arbei­ten wol­len und Dank ihrer guten Gesund­heit auch arbei­ten können.

Vie­le Rent­ner füh­len sich noch fit und fürch­ten sich davor, aufs Abstell­gleis gescho­ben zu wer­den. Das Berufs­le­ben hat sie ein Leben lang geprägt, “gebraucht” zu wer­den und  Kon­tak­te mit Kol­le­gen sowie Geschäfts­part­ner zu pflegen.

Jobs im Alter sind eine sinn­vol­le Mög­lich­keit, sich die Ren­te etwas auf­zu­bes­sern, sozi­al ver­netzt und agil zu bleiben.

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