Forensiker: Voraussetzungen, Ausbildung & Karriere
Forensiker sind Männer und Frauen, die ihre Kenntnisse dazu einsetzen, um Verbrechen zu bekämpfen oder aufzuklären. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort Forum ab, im antiken Rom ein öffentlicher Platz, auf dem u.a. Gerichtsverfahren stattfanden.
Die Forensik ist eine noch relativ junge Wissenschaft, deren Anfänge auf den Beginn der Neuzeit zurückgehen. Bis dahin war es üblich, Verbrecher, die nicht auf frischer Tat ertappt wurden, durch Folter zu einem Geständnis zu bringen.
Erste forensische Untersuchungen von Pistolenkugeln fanden zum Beispiel zu Beginn des 19. Jahrhunderts statt. Meilensteine der Forensik waren die Entdeckung des Nachweises für Arsenvergiftungen (Marsh-Test) um 1840 und die Entwicklung des Fingerabdruckverfahrens zur Identifizierung von Verdächtigen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Heute ist die Forensik ein unverzichtbarer Bestandteil der Kriminalistik.
Das berufliche Tätigkeitsfeld des Forensikers
Den »Forensiker« an sich, gibt es im Grunde genommen gar nicht. Die Bezeichnung ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von völlig verschiedenen Tätigkeiten. Zur Forensik gehören beispielsweise:
- Forensische Psychologen und Psychiater
- Rechtsmediziner
- Forensiker mit den Schwerpunkten Chemie oder Biologie
- IT-Forensiker
Allen Forensikern ist gemeinsam, dass sie juristische Kenntnisse benötigen, um die von ihnen ermittelten Fakten beweissicher vor Gericht präsentieren zu können.
Der wichtigste Teil der Arbeit von Forensikern findet im Labor statt. Dort analysieren und untersuchen sie Spuren und ermitteln beispielsweise die Todesursache oder führen Tests auf das Vorhandensein von Fremdkörpern im Blut und Gewebe durch oder sie checken die Festplatte eines beschlagnahmten PCs und stellen gelöschte Dateien wieder her.
Darüber hinaus studieren Forensiker auch Fallakten oder fertigen gerichtliche Gutachten an. Häufig führen sie ebenfalls Ermittlungen an Tatorten durch. Kurz gesagt ist die Tätigkeit des Forensikers sehr abwechslungsreich. Kaum ein Tag gleicht dem anderen. Den größten Teil ihrer Zeit verbringen Forensiker im Labor. Dazu kommt ein nicht unerheblicher Anteil von Büroarbeit. Zu Tatorten werden sie relativ selten gerufen. Meistens übernehmen die Kriminaltechniker das Sichern der Spuren.
Voraussetzungen, um Forensiker zu werden
Die Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Forensiker sind hoch, da der Beruf eine hohe Verantwortung trägt. Nicht selten hängt es von der Entscheidung eines Forensikers ab, ob ein Verdächtiger angeklagt und verurteilt oder freigelassen wird.
Daher wird für die Arbeit als Forensiker ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Bereichen wie Biologie, Chemie, Medizin oder auch Psychologie oder Parasitologie und andere Spezialgebiete erwartet. Die Bewerber sollten zudem praktische Erfahrungen mitbringen. Bewerber sollten nach Möglichkeit promoviert haben und bereits Erfahrungen als Teamleiter oder bei eigenen Forschungsprojekten gesammelt haben.
Fachliche Voraussetzungen
- abgeschlossenes Hochschulstudium
- berufliche Erfahrung
Softskills
- hohe Konzentrationsfähigkeit
- selbstständiges Arbeiten
- Arbeiten unter Stress
- Gewissenhaftigkeit
- Genauigkeit
- Gründlichkeit
- Begeisterung für Naturwissenschaften, Psychologie oder IT
- analytische Fähigkeiten
- abstraktes Denken
- Organisationstalent
Ausbildung zum Forensiker
Es gibt nur wenige direkte Studiengänge für Forensik. Einer davon ist der Studiengang Naturwissenschaftliche Forensik der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg oder der Studiengang Allgemeine und Digitale Forensik der Hochschule in Mittweida. In den meisten Fällen findet die Qualifikation zum Forensiker als berufsbegleitende Maßnahme statt.
Einsatzorte und Rahmenbedingungen
Forensiker arbeiten häufig bei Behörden oder staatlichen Stellen:
- Polizei
- Zoll
- Staatsanwaltschaften
- Bundeskriminalamt und Landeskriminalämter
- Gerichtsmedizinische Institute
- Forensische Abteilungen von Krankenhäusern und Kliniken
- Ministerien
- Unternehmen für IT-Sicherheit
Einige Forensiker sind auch selbstständig tätig, zum Beispiel als unabhängige Sachverständige und Gutachter. Fest angestellte Forensiker sind häufig entweder Beamte oder Angestellte im öffentlichen Dienst und genießen die Vorteile, die so eine Stellung mit sich bringt.
Verdienstmöglichkeiten als Forensiker
Das Einstiegsgehalt für Forensiker ist mit 2.300 €/Monat (Brutto) nicht besonders hoch. Danach steigt es relativ schnell auf 4.300 € pro Monat. Wie viel ein Forensiker verdient, hängt darüber hinaus von einer Reihe anderer Faktoren wie zum Beispiel seiner beruflichen Qualifikation und dem Bundesland ab.
Als Bachelor verdient ein Forensiker etwa 6.500 € /Monat. Mit dem Abschluss Master steigt der Verdienst auf 8.600 €/Monat und ein PhD kann mehr als 10.000 € / Monat auf seinem Gehaltskonto verbuchen. Der durchschnittliche Verdienst ist in Bremen am niedrigsten und in Schleswig-Holstein am höchsten.
Karrieremöglichkeiten und Perspektiven
Einen Job als Forensiker zu bekommen, ist nicht einfach. Staatliche Behörden besetzen offene Stellen am liebsten mit geeigneten Mitarbeitern aus ihren eigenen Reihen, die sie zum berufsbegleitenden Studium schicken.
In der Privatwirtschaft werden Forensiker gesucht, vorausgesetzt sie verfügen über die erforderliche akademischen Qualifikationen. Gerichtsmediziner oder IT-Forensiker werden händeringend gesucht.
Sie finden Arbeit beispielsweise in Banken, Versicherungsfirmen, der Pharmaindustrie, Chemieindustrie oder Firmen für IT-Sicherheit. Für Einsteiger sieht es dagegen eher schlecht aus.
Fazit: Forensiker – mit Wissenschaft dem Verbrechen auf der Spur
Forensik ist die Sammelbezeichnung für eine Reihe von wissenschaftlichen Disziplinen aus den Bereichen der Naturwissenschaft, der Psychologie und der Computerwissenschaften. Allen Forensikern ist gemeinsam, dass sie ihre analytischen Fähigkeiten und fachlichen Kenntnisse dazu benutzen, um Verbrechen oder Unfälle aufzuklären bzw. zu verhindern.
Außer in Behörden arbeiten viele Forensiker auch in der Privatwirtschaft. Aufgrund der hohen Anforderungen an den Beruf ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium eine der Grundvoraussetzungen für die Ausübung des Berufs.
Forensiker ist eine schöne und erfüllende Tätigkeit, die zudem gut vergütet wird. Daher ist die Konkurrenz unter den Bewerbern hoch. Verfügen Sie jedoch bereits über Berufserfahrung, können sich Bewerber die Stellen aussuchen.