Neue Gründerzeit: Start-up-Boom in Berlin
In der ganzen Welt genießen wir Deutschen den Ruf als Dichter und Denker. Im Laufe der Jahrhunderte haben Deutsche unzählige Erfindungen gemacht, die den Alltag von Menschen auf der ganzen Welt veränderten.
Das begann mit dem Buchdruck mit beweglichen Lettern, der Taschenuhr mit Federaufzug und dem Globus im 15. Jahrhundert über das Fahrrad im 18. Jahrhundert, das Auto und die Röntgenstrahlen im 19. Jahrhundert und endete nicht mit dem MP3 Audioformat im 20. Jahrhundert, um nur einige Beispiele zu nennen.
In den Jahren seitdem Berlin wieder die deutsche Hauptstadt geworden ist, hat sich die Stadt zunehmend zur Gründermetropole entwickelt. Inzwischen steht Berlin auf Augenhöhe mit Weltstädten wie New York, London, Paris und Tel Aviv.
Start-Up Metropole Berlin in Zahlen
Berlin ist kein klassischer Industriestandort. Start-Up Unternehmen sind in der City an der Spree der fünftgrößte Arbeitgeber. Deutschlandweit gibt es mehr als 1.000 junge Unternehmen, die mehr als 16.000 Mitarbeiter beschäftigen.
Davon haben mehr als 600 Firmen ihren Hauptsitz in Berlin. Dort beschäftigen sie über 13.000 Mitarbeiter. Im Jahr 2015 wurden in ganz Deutschland 3,1 Milliarden Euro in Start-Up Unternehmen investiert. Davon erhielten Unternehmen in Berlin 2,1 Milliarden, also rund Zweidrittel.
Dazu kommt, dass Start-Ups als Arbeitgeber beliebt sind. Fast 90 Prozent der Beschäftigten sind mit ihrer aktuellen Jobsituation zufrieden. Viele Start-Ups sind international aufgestellt. Ihre Mitarbeiter stammen zu 22 Prozent nicht aus Deutschland. Zu den erfolgreichen Start-Ups mit Sitz in Berlin gehören zum Beispiel Zalando und Lieferheld.
Was macht Berlin als Gründermetropole so beliebt?
Zur Popularität Berlins tragen mehrere Faktoren bei. Im Vergleich zu anderen Weltstädten hat Berlin einige Vorteile zu bieten. So ist zum Beispiel das Leben in Berlin im Vergleich zu New York, London oder Tokyo immer noch vergleichsweise billig.
Die Lohnkosten liegen ebenfalls unter dem Niveau der oben genannten Weltstädte. Dazu kommt, dass Berlin wie ein gigantischer Magnet Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland anzieht. Die Einwohnerzahl Berlins wächst jedes Jahr um ca. 40.000 Personen. Nicht wenige davon sind hoch qualifiziert und verfügen über internationale Erfahrung.
Bereits jetzt arbeiten mehr als 70.000 Arbeitnehmer in der digitalen Wirtschaft Berlins. Durch den starken Zuzug macht sich der Fachkräftemangel in Berlin nicht so sehr bemerkbar wie in anderen deutschen Städten.
Junge Menschen und Familien fühlen sich vom Flair Berlins angezogen. Die deutsche Hauptstadt lockt mit einer freundlichen, weltoffenen Atmosphäre, ausgezeichneter Infrastruktur, einem vielfältigen kulturellen Angebot und nicht zuletzt mit einer schönen Umgebung mit viel Wald und Wasser.
Wie fördert Berlin Start-Ups?
Existenzgründer kommen nicht nach Berlin, weil es dort so schön ist oder weil es so viele Kulturangebote gibt, sondern weil es in Berlin leichter als anderswo ist, eine Firma zu gründen. Das trifft insbesondere auf den IT-Bereich zu.
Stadt, Land und Bund ergreifen eine ganze Anzahl von Maßnahmen, die Gründer nach Berlin locken. Dazu gehören zum Beispiel:
Dual Career Service
Spitzenkräfte aus dem In- und Ausland werden dabei unterstützt, in Berlin Fuß zu fassen.
Talentportal
Die Webseite talent-berlin.de bietet Neubürgern Jobangebote und Tipps zum Leben in Berlin
Ausgründungen
Berliner Universitäten und Hochschulen unterstützen Existenzgründungen aus dem universitären und akademischen Umfeld.
Anwerbung
Die Firma Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie verstärkt ihre Rekrutierung von Fachkräften im Ausland.
Weiterbildung
Die IHK Berlin bietet verstärkt Kurse an, die sich an den Bedürfnissen von Start-Ups orientieren. Dazu gehören Kurse zu Themen wie Crowdfunding und Social Media.
Flüchtlinge
Um die Integration der Flüchtlinge zu erleichtern und Start-Ups Zugriff auf Arbeitsplätze zu erleichtern, sollen Asylsuchende verstärkt Möglichkeiten für Praktika in verschiedenen Firmen erhalten.
Finanzierung
In Berlin erfolgt die Finanzierung von Start-Ups am häufigsten durch Venture Kapital. Dabei investieren große Unternehmen in Start-Ups und erhalten im Gegenzug eine Beteiligung an zukünftigen Gewinnen. Zu den bekanntesten Investoren gehören Porsche, Lufthansa und Volkswagen. Im Zeitraum seit 2009 haben sich die Investitionen in Venture Kapital um mehr als 900 Prozent gesteigert. Damit übertrifft Berlin London bereits mehrere Jahre in Folge. Im Ausland ist eine Förderung durch Venture Kapital weniger verbreitet. Dort treten häufig reiche Einzelpersonen als Geldgeber auf.
Wie ist das Arbeiten in einem Start-Up Unternehmen?
Die Arbeit in einem jungen Unternehmen unterscheidet sich deutlich von der in einer etablierten Firma. Es gibt keine so strenge Hierarchie und Regeln der Etikette.
Der Verantwortungsbereich der Mitarbeiter ist oft nicht so eindeutig definiert. Jeder macht praktisch das, was gerade anfällt. Die Arbeit ist interessant und abwechslungsreich. Eine gute Ausbildung und akademische Qualifikation sind zwar gut für den Job, aber nicht zwingend erforderlich.
Auch Quereinsteiger haben eine Chance. Sie haben in Start-ups viel öfter Gelegenheit, zu zeigen, was sie können als in etablierten Unternehmen. Frauen und ausländische Mitarbeiter sind gern gesehen. Es gibt Start-Ups, die so international sind, dass als Umgangssprache Englisch benutzt wird. Das ist erforderlich, da die Leute beispielsweise aus Indien, Weißrussland und Polen kommen.
Zwar ist der Durchschnittsverdienst in Berliner Start-ups geringer als in Süddeutschland, dafür sind die Lebenshaltungskosten in Berlin niedriger als in München, Stuttgart oder Frankfurt. Zudem bieten Berliner Start Ups sehr gute Karrieremöglichkeiten.