Nachts fleißig im Büro: Lohnt es sich überhaupt?

Wenn der Schreib­tisch mit Doku­men­ten über­quillt und der Abga­be­ter­min immer näher rückt, spielt man­cher Arbeit­neh­mer mit dem Gedan­ken, nachts zu arbeiten.

In den meis­ten Fir­men müs­sen sich meh­re­re Mit­ar­bei­ter ein Büro tei­len. Da geht es wäh­rend der Arbeits­zeit nicht sel­ten sehr hek­tisch zu. Das Tele­fon klin­gelt stän­dig und der Com­pu­ter macht durch einen Piep­ton auf eine neue E‑Mail auf­merk­sam. Der Chef erscheint und erteilt einen Auf­trag, der sofort bear­bei­tet wer­den muss.

Um das Maß voll zu machen, kommt auch noch stän­dig der neue Kol­le­ge und bit­tet um Hil­fe. Ein wich­ti­ger Auf­trag muss bis mor­gen erle­digt sein und der Dru­cker mel­det einen Papier­stau. Man fühlt sich wie ein Hams­ter im Lauf­rad; den gan­zen Tag nur Stress und Hek­tik, ohne dass es einen Fort­schritt gibt. Da kann schon mal die Idee auf­kom­men, nachts im Büro zu arbeiten.

Welche Vorteile hat das?

Nachts ist es viel ruhi­ger als am Tag. Sie arbei­ten allein und sind unge­stört. Weder klin­gelt das Tele­fon noch wer­den Sie von den Kol­le­gen abge­lenkt. Sie müs­sen auch kei­ne Zeit für irgend­wel­che Mee­tings ver­schwen­den, bei denen im Grun­de genom­men nur Ihre Anwe­sen­heit gefor­dert ist.

In der Nacht kön­nen Sie kon­zen­triert arbei­ten und wer­den nicht stän­dig unter­bro­chen oder abge­lenkt. Wenn Sie etwas aus­dru­cken oder kopie­ren wol­len, steht das Gerät zu Ihrer Ver­fü­gung. Unter sol­chen Bedin­gun­gen geht die Arbeit wesent­lich bes­ser von der Hand. Im Som­mer ist die ange­neh­me Küh­le der Nacht ein wei­te­rer posi­ti­ver Nebeneffekt.

Dürfen Sie nachts arbeiten?

In der Regel arbei­ten Ange­stell­te mit einem Tätig­keits­feld, wel­ches vom Büro aus erle­digt wer­den kann am Tage. Die Arbeits­zei­ten sind im Arbeits­ver­trag schrift­lich fest­ge­hal­ten. Nacht­ar­beit ist im kauf­män­ni­schen Bereich nicht üblich. Sie kön­nen zwar im Prin­zip nachts auf frei­wil­li­ger Basis arbei­ten, benö­ti­gen dafür aber das Ein­ver­ständ­nis Ihres Chefs.

Selbst wenn Sie die Schlüs­sel zum Büro haben, bedeu­tet das nicht, dass Sie zu jeder Zeit kom­men und gehen kön­nen. Soll­te es sich um einen drin­gen­den Auf­trag han­deln, wird der Chef in der Mehr­zahl der Fäl­le ein­ver­stan­den sein. Aller­dings wird er dar­auf bestehen, dass Nacht­ar­beit eine Aus­nah­me bleibt. Wenn Sie auf eige­ne Faust eine Nacht­schicht machen, könn­ten Sie Ärger bekommen.

Welche Probleme bringt Nachtarbeit?

Zu den größ­ten Pro­ble­men gehört die Sicher­heit. Nachts allein zu arbei­ten ist gefähr­lich, weil sta­tis­tisch nach­ge­wie­sen ist, dass in der Nacht­schicht die meis­ten Unfäl­le pas­sie­ren. Dar­über hin­aus soll­ten Sie nicht ver­ges­sen, den Sicher­heits­dienst zu infor­mie­ren, dass Sie nachts arbeiten.

Ansons­ten könn­te es pas­sie­ren, dass Sie für einen Ein­bre­cher gehal­ten wer­den und auf ein­mal die Poli­zei im Büro steht.  Am bes­ten ver­ein­ba­ren Sie mit dem Sicher­heits­dienst, dass er auf sei­nen Kon­troll­run­den regel­mä­ßig bei Ihnen vor­bei­schaut, um sich zu über­zeu­gen, dass alles in Ord­nung ist.

Ein wei­te­res Pro­blem ist die Arbeits­zeit. Wenn Sie nachts im Büro arbei­ten, fal­len Sie für die Tag­schicht aus. Sie dür­fen auch nicht ein­fach wei­ter­ar­bei­ten und an die Nacht­ar­beit noch eine Tag­schicht hän­gen. Maxi­mal sind nur 12 Stun­den Arbeit am Stück erlaubt. Zwi­schen 2 Schich­ten müs­sen min­des­tens 10 Stun­den Erho­lungs­pau­se lie­gen. Das bedeu­tet, wenn Sie nach Ihrer Nacht­ar­beit mor­gens um 7 Uhr nach Hau­se gehen, dür­fen Sie frü­hes­tens 17 Uhr wiederkommen.

Da neben Ihren Pro­jek­ten, die Sie nachts bear­bei­ten, am Tage auch regu­lä­re Arbei­ten anste­hen und der Groß­teil Ihrer Kun­den, Auf­trag­ge­ber oder Kol­le­gen am Tage arbei­ten, kann es hier zu Ter­min­kon­flik­ten kom­men. Zudem bedarf es in der Abstim­mung mit Ihrem Chef auf eine geord­ne­te und ziel­füh­ren­de Arbeitsweise.

Wenn es ver­mehrt, dazu kommt, dass Ihre Arbeit am Tag nicht erle­digt wer­den kann, soll­ten sich die Umstän­de in Ihrem Betrieb ändern. Dies kann durch einen neu­en Arbeits­platz oder die Erwei­te­rung der not­wen­di­gen Per­so­nal­res­sour­cen geschehen.

Ist Nachtarbeit gesundheitsschädlich?

Das haben eine Viel­zahl von Stu­di­en erge­ben. Nacht­ar­beit rich­tet sich gegen den Bio­rhyth­mus des Kör­pers. Der mensch­li­che Kör­per ist am Mor­gen und zei­ti­gen Nach­mit­tag am leistungsfähigsten.

Nachts schal­tet er dage­gen auf Spar­flam­me. Der Kör­per ist weni­ger leis­tungs­fä­hig, das Nach­den­ken und Kon­zen­trie­ren fällt schwe­rer. Selbst Per­so­nen, die stän­dig Nacht­schicht arbei­ten, haben in den frü­hen Mor­gen­stun­den mit dem Schlaf zu kämp­fen. Stu­di­en erga­ben, dass die Hälf­te aller Nacht­ar­bei­ter zumin­dest kurz bei der Arbeit ein­schla­fen. Das liegt auch dar­an, dass die Qua­li­tät des Schlafs am Tag deut­lich schlech­ter ist als in der Nacht. Tags­über ist es laut.

Die Nach­barn machen Geräu­sche, sodass man nicht schla­fen kann. Beschwer­den wegen Ruhe­stö­rung sind nicht mög­lich. Die Fami­lie stört und unter­bricht den Schlaf. Im Som­mer ist es tags­über oft zu heiß. Das alles führt dazu, dass Sie sich beim Auf­ste­hen kein biss­chen frisch fühlen.

Men­schen, die stän­dig Nacht­schicht arbei­ten, lei­den unter mas­si­ven Schlaf­stö­run­gen. Sie bekom­men nicht genug Schlaf. Bei­na­he eben­so häu­fig haben sie Ver­dau­ungs­pro­ble­me und Magen­schmer­zen. Auch Kopf­schmer­zen, Ner­vo­si­tät und Reiz­bar­keit stel­len sich ein.

Welche Alternativen zur Nachtarbeit gibt es?

Wenn Sie einen drin­gen­den Auf­trag zu erle­di­gen haben, reden Sie am bes­ten mit dem Chef und schil­dern ihm die Situa­ti­on. Viel­leicht erlaubt er Ihnen, eine oder zwei Stun­den eher zu kom­men oder nach Fei­er­abend noch zu blei­ben, um die Arbeit zu erle­di­gen. Das ist auf jeden Fall weni­ger belas­tend als nachts im Büro zu arbeiten.

In vie­len Fäl­len ist es auch mög­lich, Arbeit mit nach Hau­se zu neh­men und im Home­of­fice zu erle­di­gen. Das soll­te aller­dings nie­mals ohne Wis­sen des Chefs gesche­hen. Jedoch ist auch hier­bei zu sagen, dass Men­schen unter­schied­li­che Bio­rhyth­men haben. Wenn Sie für sich fest­stel­len, dass Sie in der Nacht oder am spä­ten Abend effek­ti­ver arbei­ten, dann bau­en Sie dies in Abstim­mung mit Ihrem Chef in Ihr Arbeits­le­ben ein.

Zu beden­ken ist dabei jedoch auch, dass eine fes­te Regu­lie­rung auf Dau­er auch scha­den kann. Denn Sie arbei­ten in der Regel dann, wenn vie­le Ihrer sozia­len Kon­tak­te frei haben. Aus anfäng­li­chem Elan, weil man sich an einem Pro­jekt oder The­ma ver­bis­sen hat und dies mit Spaß am Abend oder der Nacht bear­bei­tet, kann dann schnell eine Pflicht wer­den. Dies führt in der Regel schnell zu weni­ger Ein­satz­be­reit­schaft und Frustration.

Nachts im Büro – aber nur ausnahmsweise

Auf den ers­ten Blick hat Nacht­ar­beit vie­le Vor­tei­le. Es ist ruhi­ger und man schafft mehr. Sie ist jedoch kör­per­lich sehr belas­tend und bringt den gan­zen Tages­rhyth­mus durch­ein­an­der. Auch das Fami­li­en­le­ben lei­det darunter.

Des­halb soll­ten Sie nur nachts arbei­ten, wenn es unver­meid­lich ist. In einer Aus­nah­me­si­tua­ti­on ist Nacht­ar­beit im Büro akzep­ta­bel, zur Regel soll­te sie aller­dings nicht wer­den. Den­ken Sie immer dar­an, Ihre Plä­ne mit dem Chef abzu­spre­chen. Sie dür­fen nur mit sei­ner Zustim­mung nachts im Büro arbeiten.

Auch Home-Office Rege­lun­gen sind davon betrof­fen. Sicher­lich macht es das Arbei­ten und die Zeit mit der Fami­lie fle­xi­bler, jedoch benö­tigt der Kör­per auch sei­ne Ruhe­pau­se, um Ener­gie zu tan­ken und den Geist zu erholen.

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